Unter dem Applaus der Anwesenden betrat Papst Franziskus nach langer Zeit erstmals wieder auf einen Stock gestützt die Audienzhalle. In den letzten Wochen war er wegen seines Knieleidens bei öffentlichen Terminen ja immer auf einen Rollstuhl angewiesen – und da hatte auch die Kanadareise keine Ausnahme gemacht.

Generalaudienz

Eine Reise wie keine andere…

„Es war eine Reise wie keine andere. Die Hauptmotivation war, die indigenen Völker dort zu treffen, um ihnen meine Nähe, mein Bedauern auszudrücken und sie um Vergebung zu bitten für das Leid, das ihnen von den Christen zugefügt wurde, die in der Vergangenheit an der Zwangsassimilierung und der Entrechtungspolitik der damaligen Regierungen mitgewirkt haben – darunter viele Katholiken,“ leitete der Papst seinen Rückblick auf die Kanada-Reise ein, die er bereits im Vorfeld als „Bußpilgerfahrt“ bezeichnet hatte.

Der drei große Etappen dieser Pilgerfahrt – Edmonton, Quebec und Iqaluit am Nordpolarmeer – in den Blick nehmend, stellte Franziskus fest: „Gemeinsam haben wir das Gedächtnis gepflegt: die gute Erinnerung an die tausendjährige Geschichte dieser Völker, die in Harmonie mit ihrem Land lebten: das ist eines der schönsten Dinge an diesen indigenen Völkern, die Harmonie mit der Erde. Sie treten die Schöpfung nie mit Füßen, nie! In Harmonie mit der Erde. Und wir haben auch die schmerzliche Erinnerung an die Misshandlungen gehört, die sie aufgrund der kulturellen Assimilationspolitik auch in Internatsschulen erleiden mussten.“

In Harmonie mit der Schöpfung leben

Es ginge also darum, ein gesundes Gleichgewicht wiederzufinden und „die Harmonie zwischen der Moderne und den Kulturen der Vorfahren, zwischen Säkularisierung und spirituellen Werten wiederherzustellen, so Franziskus, der auch den Willen des Heiligen Stuhls bekräftigte, „die indigenen Kulturen auf angemessenen spirituellen Wegen und unter Berücksichtigung der Bräuche und Sprachen dieser Völker zu fördern.“

Das letzte Treffen auf kanadischem Boden – die Begegnung mit jungen und alten Menschen vom Stamm der Inuit – ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben: „Ich kann euch versichern, dass ich bei diesen Treffen – besonders diesem letzten – den Schmerz dieser Menschen wie eine Ohrfeige empfunden habe… alte Menschen, die ihre Kinder verloren haben, die nicht wussten, was aus ihren Kindern geworden ist, wegen dieser Assimilierungspolitik. Es war ein sehr schmerzlicher Moment, aber wir mussten uns dem stellen: Wir müssen uns unseren Fehlern, unseren Sünden stellen!“, forderte das Kirchenoberhaupt.

Die Ansprache bei der ersten Generalaudienz nach der Sommerpause schloss er mit folgendem Wunsch:

„Möge die Tapferkeit und das friedliche Handeln der indigenen Völker Kanadas allen indigenen Völkern ein Beispiel dafür sein, sich nicht zu verschließen, sondern ihren unverzichtbaren Beitrag zu einer geschwisterlichen Menschheit zu leisten, die es versteht, die Schöpfung und den Schöpfer zu lieben; in Harmonie mit der Schöpfung, in Harmonie unter den Menschen. Danke.“