Was ein Werktag mit all seinen Freuden und Plagen bedeutet, wissen wir. Mit dem Wort „Heiligkeit“ dagegen fremdeln wohl die meisten Menschen im Jahr 2023. Dennoch verwenden sie das Wort in vielen Zusammenhängen. Da verspricht ein Arbeitskollege zum Beispiel „hoch und heilig“, eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Eine Tochter hält ein Bild, das sie von ihrem Vater geerbt hat, „heilig“ und gibt ihm einen Ehrenplatz im Wohnzimmer. Und wenn jemand die Ernsthaftigkeit seiner Aussage unterstreichen will, beginnt er: „Bei allem, was mir heilig ist …“. Immer ist etwas Wichtiges oder besonders Wertvolles gemeint, das ganz ernst genommen oder in Ehren gehalten werden soll.
Fährt man durch manche Landstriche oder Länder, kann man den Eindruck gewinnen, dass dort Menschen wohnen, die tief im Glauben verwurzelt und mit dem Heiligen vertraut sind. Sie haben, etwa in Frankreich, viele ihrer Städte und Ortschaften nach Heiligen benannt. Doch wissen wir, dass die französische Gesellschaft in hohem Maße säkularisiert ist, die frommen Ortsnamen eher von einer christlichen Vergangenheit als von einer vom Glauben geprägten Gegenwart zeugen.