Sport, Glaube und Leben im Licht des Liebesbündnisses

Pater Gonzalo Illanes

Während des Jubiläums vom 31. Mai fanden in Chile über 30 „Coenaculums“ statt. Es waren Gelegenheiten, darüber nachzudenken, wie Schönstatt und der Glaube in den unterschiedlichsten Szenarien die Wirklichkeit durchdringen. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, eines dieser Treffen dem Thema Sport und Glaube zu widmen. Ich habe dieses Treffen geleitet, und in diesem Zusammenhang schreibe ich jetzt.

Ich habe immer gedacht, dass es im Hinblick auf die Evangelisierung eine große Herausforderung ist, herauszufinden, wo das Interesse des heutigen Menschen liegt, und zu versuchen, von dort aus sein Herz zu erobern. Und es scheint, dass der Sport heute ein Bereich ist, in den viele einen wichtigen Teil ihres Lebens investieren. Was ist es, das die Seele des Menschen so sehr anspricht? Was ist es, das in Männern und Frauen jeden Alters eine so tiefe Leidenschaft zu wecken vermag?

Es scheint, dass der Sport in unserer Zeit einen wichtigen Platz im Leben vieler Menschen einnimmt. Sei es als Zuschauer oder als Sportler, die verschiedenen Sportarten nehmen in unserer Zeit immer mehr Raum ein. Man denke nur an die Bedeutung des Sports in den Schulen oder an die große Präsenz des Sports in den Medien. Fußball, Tennis, Basketball oder einfach nur Laufen. Überall begegnen wir Menschen, die sich für diese Sportarten begeistern und einen großen Teil ihrer Zeit dafür aufwenden.

Im Vorfeld der Olympischen Spiele möchte ich einige Überlegungen zum Thema Sport und Glaube anstellen und versuchen, diese sehr schönstättische Übung, Glauben und Leben zu verbinden, in die Praxis umzusetzen. Da es sich um ein sehr weites Thema handelt, werde ich mich auf drei Dimensionen beschränken, in denen der Sport zu unserem Glaubensleben beiträgt: Gemeinschaft, Wettbewerb und Natur. Es gäbe noch viele andere Aspekte zu entwickeln! Aber dazu später mehr.

Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft

(Foto: Steven Abraham, unsplash.com)

Die Teilnahme an einer Sportart, sei es als Zuschauer, vor allem aber als Aktiver, vermittelt in den meisten Fällen ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Man begeistert sich für eine bestimmte Sportart und fühlt sich mit all denen verbunden, die dieses Interesse teilen. Und wie menschlich ist es, dazugehören zu wollen! Wie menschlich ist es, sich einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Identität zugehörig zu fühlen!

Und was ist mit Sportarten, die in einer Mannschaft gespielt werden? Wie gut ist es für die Menschen, wenn sie lernen, zusammen zu spielen! Der Mannschaftssport lehrt, sich gegenseitig zu vertrauen und auch mit den Fehlern der anderen zu rechnen; er zeigt, dass „wir gemeinsam stärker sind“ und dass es möglich ist, Harmonie im Ganzen zu finden, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist eine echte Entwicklung auf psychologischer und persönlicher Ebene, aber auch eine Vorbereitung auf eine religiöse Erfahrung.

In Anlehnung an die Pädagogik Pater Kentenichs könnte man sagen: Um die Liebe Gottes in unserem Leben erkennen zu lernen, müssen wir uns zuvor auf der natürlichen Ebene als gewollt und geliebt erfahren haben, und ich glaube, dass das Gemeinschaftsgefühl, das uns der Sport gibt, uns darauf vorbereitet, uns als Gemeinschaft vor dem Herrn, als Volk Gottes zu erfahren. Wenn wir auf der menschlichen Ebene nicht die Erfahrung gemacht haben, dass wir zu einem „Etwas“ gehören, das größer ist als meine eigenen Interessen, wird es schwierig sein, das Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, das uns der Glaube gibt. Natürlich gibt es Gemeinschaftsgruppen und -organisationen in vielen verschiedenen Bereichen, die uns ein gewisses Gefühl der gemeinsamen Identität vermitteln. Aber ich glaube, dass der Sport in unserer heutigen Welt ein privilegierter Ort ist, um uns diese Erfahrung zu vermitteln.

Wettbewerb, der Spitzenleistungen fördert

(Photo: Braden Collum, unsplash.com)

Ich glaube, dass der Sport eine sehr interessante Dimension des menschlichen Zusammenlebens ins Spiel bringt, nämlich den Wettbewerb. Die meisten Sportarten werden durch die Schaffung von Ligen und Turnieren organisiert, in denen es einen Wettbewerb und die Suche nach einem Sieger gibt. Dies ist die Dynamik, die der Entwicklung der meisten Spiele zugrunde liegt.

Wettbewerb ist eine Realität, die im Allgemeinen einen schlechten Ruf hat, insbesondere in einem christlichen Umfeld, in dem wir – Gott sei Dank – eher daran gewöhnt sind, von Solidarität und Zusammenarbeit zu sprechen. Aber auch wenn der Wettbewerb komplexe Aspekte hat, glaube ich, dass der Sport es uns ermöglicht, das Beste aus ihm herauszuholen und so zur Entwicklung echter menschlicher Werte beizutragen, die den Geist erheben.

Bei einem Wettbewerb geht es darum, wer unter gleichen Bedingungen eine bessere Leistung oder ein besseres Ergebnis erzielen kann. Oft geht es auch einfach darum, sich mit sich selbst zu messen und die eigenen Grenzen und Schwierigkeiten zu überwinden. In jedem Fall spornt der Wettbewerb dazu an, sich voll einzubringen und sich immer noch ein bisschen mehr anzustrengen. Wettbewerb erfordert Ehre und Loyalität, aber auch Disziplin und Ausdauer. Sich mit anderen oder mit sich selbst zu messen, ist ein Anreiz, nach Spitzenleistungen zu streben, eine Motivation, das Beste aus sich herauszuholen. Wie gut ist es doch, die eigenen Talente und Fähigkeiten mit denen anderer zu vergleichen! Ein gesunder Wettbewerb stärkt die Tugenden. Diese Dimension des Sports erinnert mich an die Worte des heiligen Paulus, der uns auffordert, den guten Kampf zu kämpfen, den Lauf zu vollenden und in der Treue zu siegen.

Natur, Sport und Begegnung mit Gott

(Photo: Chanan Greenblatt, unsplash.com)

In den letzten Jahrzehnten sind die Menschen vom Land in die Stadt gezogen. Wir leben im Zeitalter der Großstädte, und die Natur scheint aus unserem Alltag verschwunden zu sein. Hat das nicht mit der Säkularisierung zu tun, die unsere „modernen“ Länder erleben? Es wird oft gesagt, dass die Entwicklung und Industrialisierung der Völker mit einer gewissen Säkularisierung einhergeht. Ich habe den Eindruck, dass in dem Maße, in dem wir uns von der Natur entfernen, die menschliche Seele ihre Fähigkeit zur Kontemplation und ihre Sensibilität für die Begegnung mit Gott verliert.

Was hat das mit Sport zu tun? Ziemlich viel, denke ich. Es ist ja so, dass viele Sportarten unter freiem Himmel ausgeübt werden, und da hat man an sich schon ein bisschen Himmel, Luft und Bäume um sich herum. Es gibt aber auch Sportarten, bei denen die Betrachtung der umgebenden Natur besonders wichtig ist. Ich denke da an das Wandern, an Spaziergänge in der Natur oder einfach an das Laufen an einem schönen Ort. Wir sind für Wind und Sonne gemacht, für das Meer und die Berge, und manchmal verbringen wir Tage damit, auf Mauern, Beton und noch mehr Beton zu starren. Wie viele Menschen finden in diesen Sportarten einen Moment des Innehaltens, der Innerlichkeit, der Verbindung mit dem Geist? Ich glaube, dass sich viele Menschen dem Trekking oder dem Wandern nähern, weil sie darin so etwas wie einen Rückzug erleben, weil sie die Möglichkeit haben, sich mit der Schönheit Gottes in der Schöpfung und mit ihrem eigenen Inneren zu verbinden.

Jedes Land hat seinen eigenen Reichtum an Natur. Natürlich ist es gut, diese Orte als Tourist zu besuchen. Die Schöpfung und ihre Schönheit können die Seele auf fast jede Weise und zu jeder Zeit berühren. Aber Sportarten, bei denen man in die Natur eintaucht, bieten oft eine noch tiefere Erfahrung. Sie geben uns die Möglichkeit, nachzudenken, still zu werden und die Schönheit zu genießen. Die Schöpfung ist ein kleines Fenster zum Herzen Gottes, und der Sport ermöglicht es uns, ihm näher zu kommen.

Übersetzung: Sr. M. Lourdes Macías
Lektorat: Hildegard Kaiser

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