Die Sprengung einer Eisenbahnbrücke über die Erft zwischen Kreuzweingarten und Kirspenich nach der Flutkatastrophe durch ein Team des Technischen Hilfswerkes war für Sonntag, 1. August 2021 geplant. 2000 Menschen mussten sicherheitshalber evakuiert werden. Eigentlich als Routineeinsatz geplant, sollte es anders kommen und wurde mit mehreren Sprengungen zu einer den ganzen Tag dauernden Geduldsprobe für viele Menschen aus dieser Region.

“Engel in der Not”  die Schönstätter Marienschwestern verwandeln Ihr Zentrum für einen Tag in ein Evakuierungszentrum

Die Schönstätter Marienschwestern in Maria Rast bei Euskirchen waren angefragt, am Sonntag 100 Menschen aufzunehmen. Natürlich war man in Maria Rast dazu bereit und offen für die Zusammenarbeit mit vor Ort stationierten Rettungsdiensten, dem Malteser Hilfsdienst, dem Technischen Hilfswerk und der Einsatz-Zentrale der Euskirchener Feuerwehr. Schon kurz nach 8 Uhr am frühen Sonntagmorgen waren die ersten Menschen, teils bettlägerig, als Notevakuierte in Maria Rast nur mit dem wirklich Allernötigsten angekommen. Die Schönstatt-Schwestern von Maria Rast zeigten sich dabei als äußerst gute Gastgeber und leibhaftige „Engel in der Not“.

Kapellchenglocke ertönt anstelle des Entwarnungssignals

Maria Rast wurde seinem Namen wieder einmal mehr als nur gerecht, besonders weil sich die Sprengung viel schwieriger gestaltete als erwartet und deshalb die Menschen etwa neun Stunden ausharren mussten. Erst am späten Sonntagnachmittag war bis Maria Rast der dumpfe Knall der Sprengung zu hören. Danach ertönte allerdings nicht das bei Sprengungen übliche tutende Entwarnungssignal, sondern in Maria Rast läutete die Hausleiterin Schwester M. Dagmara höchstpersönlich und unter Anteilnahme der etwa 150 Anwesenden erleichtert das Glöckchen am dicken Seil der Schönstattkapelle. Dann konnten alle bis dahin Evakuierten nach über neun langen Stunden wieder ihre Heimreise antreten, teils sogar in Sonderbussen.  

Die Schönstatt-Kapelle ein guter Ort fürs Gebet

Natürlich nutzten zahlreiche Menschen auch die Möglichkeit, in der teils über neunstündigen Wartezeit Kerzen anzuzünden und zur Mutter Gottes und zu Gott zu beten. Hierfür ist die Schönstatt-Kapelle ein guter Ort. Das erlebten diejenigen, die in Maria Rast schon Stammgäste sind genauso wie jene, die zum ersten Mal dort waren. Für das leibliche Wohl während der langen Wartezeit war durch die Malteser gut gesorgt. Es gab zu Trinken und reichlich Süßes, zu Mittag leckere Erbensuppe. Und Kaplan Winkler aus Euskirchen ließ es sich nicht nehmen, als der eigene „Hauskuchen Maria Rast“ bis auf den letzten Krümel verputzt und aufgegessen war, in einer Euskirchener Konditorei für reichlich Nachschub zu sorgen. Ein anderes älteres Ehepaar war ebenfalls von den Schönstatt-Schwestern sehr angetan. „Wir kommen aus Rheinbach, haben Hab und Gut verloren und müssen jetzt sicherlich einige Wochen – aber gerne – hierbleiben. Wir fühlen uns sehr wohl, wegen der guten Betreuung und weil mein Mann und ich uns ja noch haben und noch fester als bisher auch in unserem hohen Alter zusammenhalten.“

Dankbarkeit für die “Engel in der Not”

Am Ende stand ein gegenseitiger Dank: Nicht nur die Schwestern bedankten sich mit ihren Seelsorgern Pfarrer Groß aus Maria Rast und Kaplan Winkler aus Euskirchen für das tolle Miteinander. Auch die Einsatzkräfte der Rettungsdienste, der Malteser, des Technischen Hilfswerks und der Einsatz-Zentrale der Euskirchener Feuerwehr gaben ihrem Dank – teils applaudierend – Ausdruck. Der besondere Dank von allen Evakuierten und den Einsatzkräften galt natürlich allen unermüdlichen Schwestern. Sie hatten sich spontan als gute Gastgeber und feinfühlige Zuhörende erwiesen. So wurde die lange Wartezeit während des Tages doch für viele nicht zu lang. Die 19-jährige L. aus Euskirchen, die erst kürzlich ihr Abitur gemacht hat und ein soziales Jahr bei den Maltesern im Rettungsdienst begonnen hat, zeigte sich überwältigt von derart viel Hilfsbereitschaft und auch Dankbarkeit von allen Seiten. Hatte Corona lange Zeit mit dafür gesorgt, dass wir uns schon fast regelrecht entfremdeten, bringt nun die Not vieler Menschen die Gemeinschaft und das Miteinander zurück und führt Menschen wieder zusammen, besonders an so schönen Orten wie Maria Rast!