Alois Baumberger, ein Schweizer Bundespriester, lebte und arbeitete mehr als 40 Jahre im Tschad/Afrika und seit 10 Jahren in Kamerun. Für ihn war die pastorale Arbeit schon immer so, wie sie bei uns mit viel Gebrumm und Kritik langsam eingeführt wird: Großpfarreien, die einmal im Monat Gottesdienst feiern und sonst mit Ehrenamtlichen ihr Gemeindeleben engagiert gestalten. Der Pfarrer reist viel, bildet Ehrenamtliche aus, hält Einkehrtage für erwachsene Taufbewerber, Männer, Frauen, bereitet auf die unterschiedlichen Sakramente vor und sieht, wo Menschen Unterstützung brauchen. Spiritualität und Lebenshilfe gehen dabei Hand in Hand. In den letzten Jahren baut Pfarrer Alois das diözesane Wallfahrtszentrum Marza auf, was nicht nur heißt, eine große Wallfahrtskirche zu errichten und Übernachtungs- und Tagungsmöglichkeiten für die Wallfahrer zu schaffen, sondern vor allem die Menschen in ihren vielseitigen Bedürfnissen anzusprechen und dazusein für ihre Fragen, Nöte und Schwierigkeiten. Auf unnachahmliche Art und Weise gelingt es Pfarrer Baumberger, die schönstättische Spiritualität mit afrikanischer Kultur, Denk- und Lebensweise zu verbinden. Mit sensiblem Blick erkennt er die Menschen, die Gott ihm (oft überraschenderweise) zur Seite stellt für sein Wallfahrtszentrum, begeistert sie und hilft ihnen, die Fähigkeiten, die Gott in sie hineingelegt hat, zu heben. Erleben Sie selbst einen kleinen Teil der Geschichte von Marza mit, die Pfarrer Baumberger aus dem vergangenen Jahr erzählt: Alois Baumberger

Leben mit dem Corona Virus und den Überraschungen, die es für uns bereit hält

Wie dem Corona Virus spirituell begegnen? Wir haben in unserer Wallfahrtspfarrei Maria als «Königin des organischen Denkens und Handelns» gekrönt für einen neuen Pfingstaufbruch für die Post-Corona-Zeit. Künstlerisch veranlagte Frauen haben Kronen für mehrere Marienbilder hergestellt. Kinder behaupteten, dass Maria gelächelt hätte, als wir ihr Bild mitsamt ihrem Sohn in der Monstranz über den Berg trugen. Die Menschen hier erwarten von Maria, dass sie ihren Schutzmantel über unsere Pfarrei, die ganze Stadt und über das Land gegen das Coronavirus ausbreitet.

Garten der Heilpflanzen

Wer zu einem Wallfahrtsort kommt, findet dort üblicherweise Spezialitäten für das leibliche und seelische Wohl: Kräuter, Käse, Liköre, Klosterbier. Bei uns ist es die Wunderpflanze Artemisia. Durch Corona bekam sie den Ruf, gegen den Coronavirus zu immunisieren. Ganz Kamerun pilgerte bei uns vorbei, um das lebensrettende Elixier zu erwerben und um hinter unser Geheimnis zu kommen, bzw. ein paar Pflanzen oder Samen zu stibitzen. Der Wunsch, Heilkräuter für die zahllosen Beschwerden des modernen Lebens anzupflanzen, ließ die Idee reifen, ein Gesundheitszentrum auf pflanzlicher Basis aufzubauen. Bruder Olivier hat nun mit eine halbjährliche Ausbildung an zwei Nachmittagen der Woche begonnen über Dosierung, Mischung, Anwendung, der Heilkräuter. Die Ernte wird gedörrt, gemalen, gemixt, zu Sirups verarbeitet. Krankheiten haben nach afrikanischer Tradition seelisch-geistige Ursachen.

Ein Atelier für Kirchenfenster

m Februar kam Fernand Kabongo, gebürtig aus dem Kongo und Dozent in Yaoundé «zufällig» bei uns vorbei. Er fand Gefallen an der pittoresken Wallfahrtswelt von Marza und brachte sich ein: Die Entwicklung einer professionelle Webseite für unser Heiligtum www.sanctuaire-ngaoundere.cm. Die Ausbildung junger Leute, die diese Website verwalten und wöchentlich mit neuen Informationen, und spirituellen Impulsen versorgen. Danach erzählte er von seiner früheren Arbeit in einem Atelier für Kirchenfenster, in dem er ausgebildet worden war. Also werden wir in Marza ein Atelier für Fenster von Sakralbauten eröffnen, ein Handwerk, das vom Aussterben bedroht ist. Momentan ist Fernand bei seinem ehemaligen Chef als Zeichner, um Geld zu verdienen für die Ausstattung unserer neuen Werkstatt. camerún

Neuaufbrüche

Abbé Thérence, Schönstattpriester aus Burundi, konnte nach Abschluss des Kirchenrechtstudiums in Yaoundé wegen Covid-19 nicht in seine Heimat zurückfliegen. So verbrachte er drei Monate hier in Ngaoundéré. Seine besondere Art der Pastoral in unserer Wallfahrtspfarrei, erschloss uns eine afrikanisch inkulturierte Marienspiritualität.

Neue Fruchtbarkeit

Weiterhin bauen wir an der Wallfahrtskirche, dem Gäste- und Pilgerzentrum weiter. Eine Bergquelle wurde gefasst und wird in ein 5000 Liter Reservoir gepumpt, auch zum Bewässern der Heilpflanzen. Das alte Projekt einer Mühle für Getreide und für die Pulverisierung von Gewürzen, Heilpflanzen und Knollen konnte dank europäischer Spenden verwirklicht werden. Afrikaner treten zwar nicht aus der Kirche aus, suchen aber Hilfe bei Exorzisten, um die Teufel auszutreiben, die sich in ihre Leere eingenistet haben. Heute ist wieder vermehrt die innere Heilung gefragt. In diesem Sinne bieten wir individuelle Wallfahrtstage an mit Vortrag, Aussprache, Anbetung, Beichte oder Gespräch und Messe für die innere Heilung. Die derzeitige »Covidzeit» wollen wir als Zeit zum Innehalten und gründlichen Nachdenken vor Gott und mit Gott nützen, um seine Wege kennen zu lernen, wie die neue Gestalt des Christentums für unsere Zeit aussehen soll. Wir stellen hier fest: Covid hat auch sein Gutes. Durch die Beschränkungen fällt manches weg und wir können stressloser arbeiten. Wir haben mehr Ruhe und Zeit zum Meditieren oder in die Mitte zu gehen, um die körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern. Wir lernen wieder die «Zeichen der Zeit» zu lesen, an die Vorsehung zu glauben und die Energie von oben, von Gott, „anzuzapfen“. Wir sind froh, wenn Sie für die Menschen, die zu unserem Wallfahrtszentrum kommen, beten. Wer gerne für den Weiterausbau des Wallfahrtszentrum spenden möchte: Sparkasse Koblenz, Partnerschaftsprojekt Gunu-Gang, IBAN: DE 23570501200004012563, BIC: MALADE51KOB Fotos: Chadbrief.ch