„In Porto seid ihr stets willkommen“
Vom 11.-13.11.2022 traf sich in Porto/Portugal der Trägerkreis „Mieinander für Europa“ (1) MfE zu seinem jährlichen Erfahrungsaustausch: 166 Europäer aus 19 Ländern (darunter Ukraine und Russland). Sie kamen aus 45 christlichen Bewegungen und Organisationen, darunter auch Vertreter der katholischen, evangelischen, orthodoxen und freien Kirchen. Das portugiesische Nationalkomitee hatte die vielen Gäste überaus herzlich empfangen. „In Porto seid ihr stets willkommen“ lautete die wiederholte Einladung.
Auf der Suche nach einer „neuen Vision für Europa“ brachte sich die junge Generation immer wieder mit Erfahrungen und Denkanstößen ins Gespräch ein. „Im Jahr 2010 legte ich mein Examen in European Studies ab. Ich war voller Idealismus für ein geeintes Europa.” Doch Frans Verkaart (Fokolarbewegung) aus den Niederlanden machte in den ersten Jahren seiner Karriere in den Europäischen Institutionen eine andere Erfahrung als erwartet. „Heute kann ich sagen: Europa aufzubauen bedeutet nicht, in eine idyllische Vision der Einheit einzutauchen, sondern es bedeutet, dass ich mich den Unvollkommenheiten stelle, sie akzeptiere und mich von ihnen herausfordern lasse.
Anstatt anderen meine Vision aufzuzwingen, kann ich immer wieder versuchen, mit christlicher Haltung zu reagieren, um ein neues Europa entstehen zu lassen.“ Während Frans aus den „Schaltzentralen“ Europas berichtete, kommen Salomé Andrade und ihre Freunde (Schönstattbewegung Portugal) aus der „existentiellen Peripherie“. Sie haben MfE vor 10 Jahren noch als Kinder kennengelernt. „MfE lehrt uns die Öffnung über unsere eigene Bewegung hinaus“, berichtete Salomé. „Wir haben in unserer Stadt z.B. eine Musikschule eröffnet, wir geben Katechese und können im Kontakt mit anderen das Licht weitergeben, dass wir in der Gemeinschaft erfahren.“
Podiumsgesprächs
Während eines vielbeachteten Podiumsgesprächs (Panel) zum Thema „Europa heute – Herausforderungen und Chancen“ sprachen miteinander João Manuel Duque, Rektor der UCP Universidade Católica Portuguesa, Braga; Victoria Martín de la Torre, Journalistin, Brüssel, und Sr. Nicole Grochowina, Historikerin, Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland. Grochowina gehört zum Internationalen Leitungsteam „MfE“. In kurzen Statements skizzierten die Vortragenden das Bild einer christlichen Gemeinschaft, die ihre Rolle als Neue Minderheit annimmt („being the new minority“) und sich im Verzicht auf Macht und Stärke auf ihre eigentliche (prophetische) Sendung zurückbesinnt. Diese Gemeinschaft will in eine zunehmend polarisierte Welt den Geist der Versöhnung und des Friedens tragen im Sinn der „Metanoia“, d.h. der Anerkennung der eigenen Unvollkommenheit und der Bitte um Gottes Barmherzigkeit. Im Anschluss daran legte, Franꞔois Delooz (Gemeinschaft Sant’Egidio, Belgien) deutlich aus, zu welchem Europa MfE sein „Ja“ sagt.
Geistliche Momente und Gebete
Viele starke geistliche Momente und Gebete trugen und prägten das Treffen. In der feierlichen Erneuerung des Bündnisses der gegenseitigen Liebe (Joh 13, 34) versprachen die Anwesenden zu Beginn der Begegnung neu, „den gemeinsamen Weg im vollen Vertrauen fortzusetzen, dass der Heilige Geist uns auch weiterhin leitet.“ Gerhard Pross (CVJM Esslingen, Deutschland), Gerard Testard (Efesia, Frankreich) und andere aus dem Internationalen Leitungsteam setzten tiefe spirituelle Impulse. Am Abend begaben sich die Teilnehmer zum „Gebet für den Frieden“, vorbereitet von einer Gruppe portugiesischer Jugendlichen. Anwesend waren Bischof Dom Manuel Linda, Porto und mehrere geistliche Würdenträger der lusitanischen, katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchen. „Wir wollen, dass uns die Stadt als Betende wahrnimmt.“ So der Wunsch vieler Beteiligter.
In einem abschließenden Wort forderte Gerhard Pross dazu auf, in den „Riss einzutreten“, d.h. die Spannungen auszuhalten, die Europa, die Kirchen und die Gemeinschaften selbst oft zu zerreißen drohen. Die Teilnehmer aus Ukraine und Russland ließen in ihren Beiträgen den Riss deutlich sehen. Diego Goller vom Leitungsteam formulierte es so: „Durch Eure Anwesenheit unter uns ist MfE tief in den Riss eingetreten.“
Weitere Ausblicke
Nach diesem Eintauchen in die südwesteuropäische Realität des MfE wird das Jahr 2023 ganz im Zeichen Osteuropas stehen. Timisoara in Rumänien, eine der drei Städte des Weltkulturerbes 2023, öffnet gleich zwei Mal seine Tore für das MfE. Vom 1.-7. Mai 2023 sind Jugendliche eingeladen, am Treffen der rumänischen Jugend teil zu nehmen. Und vom 16.-18.11 2023 erwartet die Stadt den erweiterten Trägerkreis des MfE. Save the date!
(1) Die Initiative „Miteinander für Europa“ ist ein internationales Netzwerk von mehr als 300 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften aus ganz Europa. Sie entstand 1999 und verbindet evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. 70 Gemeinschaften bilden den Trägerkreis von „Miteinander für Europa“.
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