Stille erfüllte den Raum, während wir etwas gespannt warteten. Kardinal Mario Grech [1] musste in jedem Moment kommen. Er sollte in dieser Woche Gast beim Gemeinschaftsabend im „Lay Center“ - Laienzentrum sein, wo eine internationale, generationsübergreifende und interreligiöse Gruppe von etwa 20 Studenten der verschiedenen Päpstlichen Universitäten in Rom lebt und diesen Moment ihres Lebens in der Ewigen Stadt gemeinsam erleben will. Es war das erste (und bisher einzige) Mal, dass er mit uns allen zusammen war, die hl. Messe zelebrierte und mit uns gemeinsam aß.
Schon als er den Raum betrat, beobachteten wir bei ihm eine gewisse Besonnenheit. Seine Anwesenheit war nicht zu übersehen, denn er lächelte so fröhlich und verbreitete eine heitere Atmosphäre. Wir fühlten uns alle sofort wohl.
Während der Heiligen Messe
Eine Überraschung gab es am Ende des Evangeliums, als die Predigt beginnen sollte. Wieder Stille, aber diesmal ohne Spannung. Er verharrte eine Weile in stiller Betrachtung, und wir folgten ihm in ziemlich organischer Art. Diese Stille wurde erst unterbrochen, als er schließlich vorschlug: „Warum versuchen wir nicht ein synodales Experiment? Ihr wisst doch, dass es dem Prediger von Zeit zu Zeit guttut, wenn ihm auch gepredigt wird...“ So lud er uns ein, etwas unserer Reaktionen auf das Wort Gottes, das wir gerade gehört hatten, kundzutun, „und dann werde ich versuchen, am Ende einige Gedanken hinzuzufügen.“ Vielleicht überraschenderweise - da wir diesen Schritt nicht erwartet hatten – schien es ganz natürlich zu sein. Prompt fing jemand an, gefolgt von einem anderen, und dann noch einer, bis die meisten von uns kurz gesprochen hatten. Die erste Lesung stammte aus der Apostelgeschichte über die Anwesenheit von Paulus in Athen. Darauf lasen wir Psalm 148 „Himmel und Erde sind voll deiner Herrlichkeit“. Das Evangelium war von Johannes, in dem Jesus seinen Jüngern sagt: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.“Innere Unruhe
Ein Student meldete sich zu Wort und griff genau diese Zeilen auf. Er erzählte, wie viel Trost er durch Jesu Worte erhielt, da sie uns die Gegenwart des Heiligen Geistes zusicherten, der uns den Weg durch unsichere Zeiten weist. Als ich an der Reihe war, sagte ich, dass dieselben Zeilen in mir eine ganz andere Reaktion ausgelöst hatten. Sie hatten mich unruhig gemacht, weil mir klar wurde, wie viel ich „jetzt nicht ertragen kann“ [2], wie viel ich nicht verstehe oder einfach nur bezweifle - und zwar sehr stark - und ich damit ringe. Ich gab zu, dass ich mir wünschte, vielleicht die gleiche Art von Vertrauen zu haben wie derjenige, der vom Trost erzählte, den ihm diese Worte gaben. Aber in diesem Moment fühlte ich mich einfach unruhig. Mir kamen Worte von Papst Franziskus in den Sinn, mit denen ich schon seit einigen Monaten zu kämpfen hatte, und ich zitierte sie. Er predigte zu Beginn seines Pontifikats vor der Jesuiten-Gemeinschaft in der Kirche von San Gesù, dass:„ein Jesuit zu sein [im Sinn von Christ-Sein] bedeutet, ein Mensch des unvollständigen Denkens, des offenen Denkens zu sein, weil er immer mit Blick auf den Horizont denkt, der die immer größere Herrlichkeit Gottes ist, der uns unaufhörlich überrascht. Und das ist die Unruhe unseres inneren Abgrunds“. [3]Das war die Quelle meiner inneren Unruhe: Ich fühlte mich unvollendet, weil es einfach so viel gab, was ich „noch nicht ertragen konnte“ (Joh 16:12). Zu meiner Überraschung ging Kardinal Grech in seiner Schlussbetrachtung darauf ein, indem er versuchte, einige Parallelen zwischen unseren Reaktionen und dem Aufruf zur Synodalität herzustellen. Er wechselte vom Italienischen zum englischen Wort, das ich benutzt hatte, und fragte: „Restlessness, no“? Er sah mich an und betonte: „Wissen Sie, diese Unruhe ist eine Gabe, die wir mehr kultivieren sollten.“