Heute, am 23. Juni, jährt es sich zum 25. Mal, dass Papst Johannes Paul II. Karl Leisner in Berlin, während seiner Deutschlandreise, seliggesprochen hat. Wer war dieser Mann, der einzige Diakon, der in einem KZ während des 2. Weltkrieges unter strengster Geheimhaltung zum Priester geweiht wurde und seine Kraft aus dem Liebesbündnis mit der Gottesmutter und seiner Leidenschaft für Christus zog?
Christus– meine Leidenschaft
In jedem Leben ist entscheidend, wem ich zu welchem Zeitpunkt wo begegne. So auch bei Karl. Am 28. Februar 1915 geboren, trat er als Gymnasiast der katholischen Jugendbewegung bei. Dort begegnete er ab 1925 einem Priester, der ihn tief beeindruckte: Der Religions- und Sportlehrer Walter Vinnenberg. Die Ideale des Lehrers und die Ideen der Jugendbewegung schenkten Karl Gemeinschaftserlebnisse mit jungen Menschen, das Erleben großer Fahrten, Begeisterung für die Musik und das Singen. Er fand eine innige Beziehung zur Heiligen Schrift, der Messe und der Eucharistie. Er setzte alles ein, damit die Jugend, die er führte, Christus-Jugend wurde und nicht der Ideologie des „Dritten Reiches“ verfiel. In sein Tagebuch schrieb er: „Christus – Du bist meine Leidenschaft!“ Nach seinem Abitur 1934 überzeugt Priester werden zu wollen, begann er in Münster mit dem Theologiestudium.Verantwortung für mehr als 30.000 Jungen im Alter von zehn bis 14 Jahren
Der Bischof von Münster Clemens August, schnell auf Karls außergewöhnliche Qualitäten des Jugendführers aufmerksam geworden, betraute den erst 19-jährigen mit dem Amt des Diözesanjungscharführers. Das hieß, Verantwortung für mehr als 30.000 Jungen im Alter von zehn bis 14 Jahren, in denen er mit viel Freude, Schwung und Dynamik die Leidenschaft für Jesus entzünden wollte.Während seiner Außensemester in Freiburg und im anschließenden Pflichtarbeitsdienst im Sommer 1936/1937 lernte er Elisabeth, die Tochter seiner Vermieterin kennen. Damit begannen harte innere Kämpfe: Priestertum oder Ehe und Familie? Ostern 1938 vertraute er seinem Tagebuch an: „Herr, ich danke Dir, dass Du diese wunderschöne gläubige Mädchengestalt mir auf den Lebensweg gesandt hast.“ Schließlich, nach zähem Ringen entschied er sich doch für das Priestertum und schrieb Elisabeth im Abschiedsbrief: „Ich danke Dir für Deine Güte und schwesterliche Liebe. […] Dir verdanke ich viel, und Christus ist mir in Dir begegnet, wie er mir noch nie entgegentrat.“