„Angesichts der Verschlechterung der Situation in der Ukraine spüre ich großen Schmerz im Herzen“, sagte Franziskus am Ende der Generalaudienz. Trotz der diplomatischen Bemühungen der vergangenen Wochen stünde man immer schrecklicheren Szenarien gegenüber, so der sichtlich besorgte Papst vor den Pilgern in der Audienzhalle. Wie er selbst, seien viele Menschen auf der Welt verängstigt und besorgt über die Lage: „Ein weiteres Mal ist der Frieden aller durch Einzelinteressen bedroht. Ich appelliere an die politisch Verantwortlichen, ernsthaft ihr Gewissen zu prüfen, vor Gott, der der Gott des Friedens und nicht des Krieges ist, der Vater aller und nicht nur einiger, und der will, dass wir Geschwister sind und nicht Feinde. Ich bitte alle beteiligten Parteien, von jeder Aktion abzusehen, die noch mehr Leid für die Bevölkerung mit sich bringt, indem sie das Zusammenleben der Nationen unterminiert und internationales Recht missachtet.“

Gebet und Fasten die Waffen Gottes

Am Montagabend hatte Russlands Präsident Putin die selbsternannten Republiken von Luhansk und Donezk auf ukrainischem Gebiet anerkannt und angekündigt, Truppen in diese Gebiete zu entsenden. Die internationale Gemeinschaft hatte den Schritt einmütig scharf verurteilt und zahlreiche Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. Es sei allerdings noch nicht zu spät für ein Einlenken Russlands, so der Tenor der westlichen Staatschefs. Mit Sanktionen kann und will der Vatikan zwar nicht dienen – doch Papst Franziskus appellierte eindringlich sowohl an Gläubige als auch Nichtglaubende, „die Waffen Gottes“ zu nutzen: „Nun möchte ich alle ansprechen, Glaubende und Nichtglaubende. Jesus hat uns gelehrt, dass man auf die teuflischen Einflüsterungen und die teuflische Sinnlosigkeit der Gewalt mit den Waffen Gottes antwortet: mit Gebet und Fasten. Ich lade alle dazu ein, am kommenden 2. März, Aschermittwoch, einen Tag des Fastens für den Frieden abzuhalten.“ Insbesondere die Gläubigen sollten sich intensiv dem Gebet und dem Fasten widmen, betonte Franziskus, bevor er seinen Appell abschloss: „Die Friedenskönigin möge die Welt vor dem Wahnsinn des Krieges schützen.“ Die humanitäre Lage in der Ostukraine spitzt sich derweil weiter zu. Vor allem Kinder leiden unter dem Konflikt, wie das Kinderhilfswerk UNICEF deutlich machte. Demnach gibt es in der Ostukraine mehr als 510.000 Kinder, die dringend humanitäre Hilfe benötigen. Bei fast 430.000 Kindern hat der andauernde Kriegszustand psychologische Probleme und Störungen hervorgerufen