Sie sind die Personen, die mit der internationalen Koordinationsstelle der Schönstattbewegung begonnen haben. Wir danken Ihnen für Ihren Mut und Ihr Engagement. Was waren Ihre größten Herausforderungen?

P. Walter: Wir waren mit 50% für diese Aufgabe beauftragt. Sr. M. Cacilda wohnte in Schönstatt und ich in Rom. Da wir keine weiteren Mitarbeiter hatten, war es wie ein Sprung ins kalte Wasser. Schrittweise haben wir unsere Aufgabe für die nächsten Jahre konkret erarbeitet, so wie es beim Pfingstkongress 2015 beschrieben wurde. Anfangs gab in verschiedenen Ländern Befürchtungen, die IKS würde in die Länder hineinregieren. Die Erwartungen an unsere Arbeit waren sehr bunt gemischt. Wir mussten dann unseren Weg in unserem eigenen Tempo gehen.

Sr. M. Cacilda Becker und P. Heinrich Walter

Was ist die größte Freude gewesen?

P. Walter: Die Bewegung in ihrer Vielfalt weltweit zu erleben, sie immer besser kennenzulernen, weckte die größte Freude. In manchen Ländern stagniert die Entwicklung: Es gibt eine Überalterung der Schönstattfamilie, die verschieden bewältigt wird. Dafür blüht es in anderen Regionen gerade auf, dort, wo Schönstatt ganz am Anfang steht mit der Begeisterung einer Gründergeneration. Allen gemeinsam ist das lebendige Charisma. Wir können viel voneinander lernen und uns gegenseitig inspirieren.

Sr. M. Cacilda: Für mich war und ist das Engagement der Volontäre eine große Bereicherung. Das sind Personen aus allen Kontinenten, besonders aus Lateinamerika, alle Altersgruppen, vor allem junge Menschen, die ihre Zeit, ihre Kenntnisse und ihre Begeisterung, ganz selbstverständlich und soviel sie konnten, für die IKS geschenkt haben. Wir sind sehr dankbar für jegliche Unterstützung der internationalen Koordinationsarbeit, und ich habe immer wieder erlebt, wie die Einzelnen sich aus Liebe zur Gottesmutter und zu Schönstatt investieren. Ohne diese vielen wäre unsere Arbeit gar nicht möglich gewesen.

Sie vertreten die Bewegung aus der ganzen Welt im Generalpräsidium. Was ist der Zweck dieser Aufgabe?

P. Walter: Im Präsidium sind je zwei Vertreter der Bünde und Verbände des Schönstattwerkes. Die Ligagemeinschaften waren bisher durch den Bewegungsleiter aus Deutschland vertreten. Je internationaler und größer die Bewegung in vielen Ländern wurde, umso lauter wurde der Ruf nach einer neuen Regelung, da sich die nationalen Bewegungen nicht genügend repräsentiert fühlten. Wie soll der deutsche Bewegungsleiter wissen, was sich in anderen Ländern und Kontinenten tut? Das wurde besonders sichtbar im Umkreis des Jubiläums 2014.

Wie würden Sie die gegenwärtige Realität der internationalen Schönstatt-Bewegung beschreiben?

Sr. M. Cacilda: Engagement und Herausforderungen.

Ich erlebe durch viele Zeichen, wie groß das Engagement der Schönstätter ist. Egal, ob in einem Land viele Mitglieder der Schönstattfamilie vor Ort sind oder ob eine kleiner werdende Zahl von Schönstättern alles tut, um ein Heiligtum und Schönstatt-Zentrum am Leben zu erhalten. Jeder tut mit Freude und Sendungsbewusstsein, was er kann. Und vieles in unserer Bewegung läuft neben dem Beruf und unter hohen persönlichen Investitionen.

Herausforderungen haben wir in jeder Hinsicht. Die Situation der Gesellschaft mit einer wachsenden Säkularisierung in allen Bereichen des Lebens verlangt viel Flexibilität, Wachsamkeit für die Zeitentwicklungen und ein hörendes Herz, um das Richtige zu greifen. Ich denke bei Herausforderungen in einigen Ländern auch an die weniger werdenden Schönstätter, den Mangel an Führungskräften und an Menschen, die die Spiritualität Schönstatts in Ländern weitertragen können, in denen die Kerngemeinschaften Schönstatts – die Bünde und Institute – nicht präsent sind…

Wie haben Sie die Vertretung in der Kirche, im Vatikan, erreicht? Was war das Ergebnis?

P. Walter: Da ich in Rom ansässig war, kam mir dafür die meiste Arbeit zu. Es ist ein langer Prozess, bis man in den weltkirchlichen Gremien in Rom wahrgenommen wird. Es war eine schöne Aufgabe, weil ich viele Leute kennenlernen konnte. Es ist erstaunlich, wie viele Gemeinschaften, Bewegungen und Initiativen es in der Weltkirche gibt. Die Kirche ist viel bunter und der Hl. Geist wirksamer, als wir normalerweise wahrnehmen. Natürlich gibt es in dieser Vielfalt auch Spannungen. In diesen sieben Jahren sind wir Schritt für Schritt vorangekommen. Die meiste Zeit verwendete ich für die Beziehungspflege zu Personen verschiedenster Institutionen der Weltkirche und des Vatikans. Es war schon so etwas wie Lobbyarbeit für Schönstatt. Leider hat die Pandemie mit ihren Beschränkungen manche Initiative gestoppt.

Wie wurde die internationale Bewegung in den Ländern koordiniert, in denen die Bewegung bereits präsent ist? Was haben sie da erreicht?

P. Walter: Zum einen geschah schon viel in den letzten Jahrzehnten, vor allem durch die Schwestern und Patres, die sich weltweit und kontinental getroffen haben, um sich gegenseitig zu informieren und manches zu koordinieren. Es gibt z. B. jährliche Treffen der Bewegungsleiter auf kontinentaler Ebene. Die IKS hat in diesen Jahren geholfen, die Mitarbeit Schönstatts bei weltkirchlichen Ereignissen zu koordinieren, wie z.B. bei Weltjugend- und Weltfamilientagen, beim Heiligen Jahr und auch bei den Bischofssynoden.

Wie haben Sie das Entstehen der Bewegung in neuen Ländern begleitet? In welchen Ländern haben Sie diese Arbeit geleistet?

P. Walter: Da sind wir noch am Anfang. Wir haben zuerst auf Anfragen und Hilferufe aus einzelnen Ländern reagiert, später uns mehr eine Übersicht verschafft, in welchen Ländern Handlungsbedarf ist. Es ist erstaunlich, wie viele Initiativen es gibt, Schönstatt in neue Länder zu tragen. Oft sind es inzwischen Laien, die diese missionarische Arbeit tun aufgrund von Einladungen oder den offenen Türen der Vorsehung. Zu erwähnen sind Länder in Zentralamerika, dann in Osteuropa und zarte Versuche in neuen Ländern Asiens.

Sr. M. Cacilda: Es ist sehr interessant: Oft schreiben uns Personen, die wissen wollen, ob es in ihrem Land die Schönstattbewegung gibt. Die letzte Anfrage war, ob es die Bewegung in Singapur gibt. Auch aus Indonesien, aus Japan und manchen anderen Ländern kamen Anfragen.

Im Januar 2022 wurde ein Pilgerheiligtum nach Albanien ausgesandt, fünf Monate später ein zweites. Es wurde mit viel Freude aufgenommen. In diesem Land sind weniger als 5% der Einwohner Katholiken, aber die Gottesmutter ist jetzt dort wirksam.

Eine Ihrer Aufgaben war und ist die Einrichtung und Pflege der offiziellen internationalen Website und der sozialen Netzwerke. Was haben Sie in diesem Bereich erreicht? Was sind die zukünftigen Projekte?

P. Walter: Der Anfang war sehr schwer, zum einen wegen der Situation der Kommunikation im weltweiten Schönstatt. Viele machen viele Dinge mit bester Meinung und Absicht, aber es ist nicht leicht, alle für eine effektive Zusammenarbeit an einen Tisch zu bekommen.

Sr. M. Cacilda: Man kann sagen, dass die Kommunikation insgesamt wächst. Mit der Website sind wir in einer zweiten Etappe. Wir sind daran, den Inhalt der internationalen Website zu verbessern, indem wir Personen einbeziehen, die das Sprachgefühl ihrer Muttersprache in die Übersetzung einfließen lassen, so dass es für diesen Sprachkreis authentisch ist. Noch idealer ist, wenn eigene Texte von entsprechenden Muttersprachlern geschrieben werden. Auch da bleiben wir dran, so gut es geht. Manche Artikel sollten von Journalisten geschrieben werden, die 3 bis 4 Stunden in der Woche für uns arbeiten, aber das Ganze ist auch eine finanzielle Frage. Wir sind zuversichtlich und hoffen, dass wir das Nötige aufbringen können. Und natürlich sind wir sehr dankbar für Spenden, ohne die uns diese Medienarbeit gar nicht möglich wäre.

Eine weitere Aufgabe ist die Mitwirkung am Leben rund um das Urheiligtum. Wie ist dies geschehen?

Sr. M. Cacilda: Ja, das ist ein sehr wichtiges und großes Projekt. Als Koordinationsstelle haben wir einige Initiativen initiiert. Im April 2020 zum Beispiel war die weltweite Krönung der Gottesmutter – CoronaMater – im Urheiligtum. Während der Pandemie, im Jahr 2021, hatten wir die Woche für das Urheiligtum mit einem Marathon von 12 Stunden Beiträgen, um das Urheiligtum bekannt zu machen… Jedes Jahr arbeiten wir mit einem Team zusammen an der Gestaltung des 18 Oktober, unserem Gründungstag.

Sr. Cacilda Becker

 

Im Laufe der Jahre sind Vorwürfe gegen unseren Gründer laut geworden. Wie sind Sie damit umgegangen? Welche konkreten Maßnahmen wurden im Hinblick auf die Schönstattfamilie, die Kirche und die Gesellschaft ergriffen? Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

P.Walter: Zuerst war das eine Frage der Information und Kommunikation. Wir wurden vom Generalpräsidium in die Medienkommission berufen, die die Aufgabe hatte, im Namen des Präsidiums den Kontakt zu den Medien zu pflegen und Veröffentlichungen vorzubereiten. Es gab regelmäßig Zoom-Besprechungen z.B. mit den Bewegungsleitern der Kontinente, um sich gegenseitig zu informieren und eine gemeinsame Linie des Umgangs damit anzuregen. Unsere neue Homepage spielte dabei eine zentrale Rolle.

Sr. M. Cacilda: Die Website ist Ende Mai 2020 ans Netz gegangen und Anfang Juli sind Vorwürfe gegen unseren Gründer in der internationalen Presse laut geworden. Es war also himmlische Maßarbeit. Wir waren als offizielles Organ des internationalen Schönstatt aktionsfähig, konnten die Stellungnahmen des Generalpräsidiums veröffentlichen und auch als Kontaktstelle für Fragen, Kritik, aber auch Solidaritätsbekundungen manchen Dienst tun.

Welche positiven Früchte hat dies für die Schönstattfamilie gebracht?

P. Walter: Wir sind mehr Familie geworden. Diese Konfrontation hat uns in tieferen Dialog gebracht und eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Ländern und Gemeinschaften. bewirkt Wir haben uns transparenter mit unserer Geschichte befasst auf der breiten Basis der gesamten Bewegung. Wir haben Schritte getan, das Charisma P. Kentenichs im heutigen Kontext zu reflektieren.

Wie würden Sie die Erfahrung dieser Jahre benennen? Was nehmen Sie aus diesen Jahren mit?

P. Walter: Mit dem Blick auf die Weltkirche ist die Stimme Schönstatts wichtig. Schönstatt braucht inhaltlich wie personell ein Gesicht, das überall wahrgenommen werden kann – bei aller lokalen Eigenständigkeit. Wir sind erst am Anfang; das Team der IKS müsste größer werden, damit die Dienstleistung für die gesamte Bewegung erweitert werden kann.

Sr. M. Cacilda: als der Anfang eines ganz großen Projekts. Die Pandemie hat auf der einen Seite vieles verhindert, aber andererseits auch vieles ermöglicht und uns gelehrt. Wir sind viel mehr online vernetzt. Dadurch konnten wir manches mehr und schneller von den Ländern erfahren und zeitnah helfen. Ich würde sagen, der Grundstein unserer Arbeit ist gelegt. Durch die lange Vorbereitung des Pfingstkongresses – auch das war eine Folge der Pandemie – konnten wir viele Kontakte knüpfen.

Ich nehme neben den Erfahrungen dieser 7 Jahre, wo alles bei Null angefangen hat, vor allem die Freude an unserer internationalen Schönstattfamilie mit und die Dankbarkeit allen gegenüber, die uns in diesen Jahren geholfen haben.

Welche Aufgaben übernehmen Sie jetzt?

P. Walter: Mitte Mai werde ich nach Wien umziehen und als Mitarbeiter der Zentrale der österreichischen Bewegung arbeiten. In Österreich bedeutet das hauptsächlich die pastorale Arbeit mit Familien.

Wer wird von nun an die Internationale Koordination bilden?

Das Generalpräsidium hat in seiner letzten Sitzung die beiden Mitarbeiter der IKS für drei Jahre neu gewählt.

Sr. M. Cacilda wird diese Aufgabe für eine weitere Amtszeit weiterführen. Von den Patres wurde P. Arkadiusz Sosna aus Polen gewählt. Er gehört zur neuen Generalleitung und wohnt in Schönstatt.