Interview mit P. Theo Breitinger

P. Niederschlag

Welche Bedeutung hatte Schönstatt für Pater Franz Reinisch?

P. Breitinger: Ja, um auf diese Frage eine Antwort zu geben, denke ich, ist es am besten, wenn wir dem Pater Franz Reinisch selber das Wort geben. Ich habe mal in sein Tagebuch reingeschaut und mir einige seiner Aussagen angeschaut und da fand ich, wie er zu dieser Frage selbst Stellung nimmt.

Aber vielleicht zunächst als Kontext noch einmal vorweg,  Pater Reinisch hat 1933, meine ich, Schönstatt kennengelernt, als er nach Friedberg kam und dort im Provinzialat mit schönstättischen Zeitschriften, vor allem der damaligen Zeitschrift  SalTerrae, der Schönstatt Priester, in Kontakt gekommen ist.

Da fand er eigentlich all das wieder, was ihm selber wichtig geworden ist: seine Beziehung zu Maria und das, was ihm von seiner Gemeinschaft her, von der Gesellschaft der Pallottiner wichtig war, nämlich die Ideenwelt des Vinzenz Pallotti.

Er hat diese Schriften damals mit großem Heißhunger verschlungen und seine Sehnsucht ist gewachsen, mal nach Schönstatt zu kommen. Das ist ihm dann ein Jahr später auch gelungen. Er war 1934 im August zum ersten Mal in Schönstatt und hat da auch Kontakt gehabt mit der Kapelle im Tal, mit dem Heiligtum, und von da an war er begeistert davon und war im Herzen eigentlich schon Schönstätter – so könnte man sagen.

Er fand dort verwirklicht oder in Ansätzen verwirklicht das, was der Vinzenz Pallotti vor Augen hatte.

Und jetzt einen Textauszug aus dem, was Franz Reinisch selber über seine Beziehung zu Schönstatt sagt oder was ihn Schönstatt bedeutet:

„Was war mir der Gnadenort Schönstatt geworden…“ so schreibt er in seinem Tagebuch und er gibt die Antwort: „Heimatstätte wegen der Geborgenheit, die ich dort erlebte. Zunächst natürliche Geborgenheit: ob der schönen Lage der angenehmen Lebensverhältnisse; dann auch geistige Geborgenheit: ob der außergewöhnlich hochstehenden Persönlichkeit des Pater Kentenichs, ob das hochgeladene Milieus und der geistvollen Atmosphäre, wegen der Liebe, die mich dort umgab: geistliche Geborgenheit vor allem auch durch die ganze Familie der Priester, der Schwestern, der ganzen Gemeinschaft, wegen des Kapellchens: hier darf ich wohl mit großer Dankbarkeit die Gnade erwähnen…“ so schreibt er, “… dass ich keinen Augenblick an Schönstatt gezweifelt habe, sondern im Gegenteil, durch die Schwierigkeiten nur umso fester darin verwurzelt wurde.

Und das gibt mir gerade in dieser letzten Phase des Lebens die größte innere Ruhe, Freiheit, Zuversicht und Festigkeit.“

Man muss dazu fügen, er hat diese Tagebuchnotiz wenige Wochen vor seinem Tod geschrieben – im Juli 1942. Der Pater Kentenich hat für ihn eine ganz bedeutende Rolle gespielt. Er sagte einmal, ich nehme an, das war im Gespräch mit dem Gefängnis Geistlichen damals, dem Pfarrer Kreuzberg; er sagte damals: Pater Kentenich wäre wohl der einzige gewesen, der ihn hätte in seiner letzten Entscheidung umstimmen können. Also Pater Kentenich wäre der gewesen, der diese letzte Entscheidung noch mal in Frage hätte stellen können. Aber Kentenich hat ihn eigentlich bestärkt.

Es gibt zwei Briefe von Pater Kentenich an den Reinisch, die habe ich mir auch noch mal zur Hand genommen, wo er dem Reinisch – in der Gefängniszelle damals in Berlin – schreibt. Es war am 14. Juli 1942, also wenige Wochen vor seinem Tod. Kentenich schreibt da an Reinisch: „Ich habe ihre Karte ständig vor mir. Über ihrem Leben liegt scheinbar doch eine gewisse Tragik, es wird aber auch einmal die Zeit kommen, wo die Sonne ihnen scheinen wird.

Sie haben Recht, wenn sie schreiben, dass sie Sie sich ganz dem lieben Willen des Vaters im Himmel überlassen, und wenn sie Sie der lieben Gottesmutter treu bleiben, dann wird ihnen Ihnen die letzte Entscheidung entweder jetzt oder im Angesicht des Todes glücken.

Wenn sie Sie sich ganz loslassen und der lieben Gottesmutter schenken könnten, dann würde gewiss das heiße Tiroler Blut sich etwas beruhigen, um sich für eine konkrete Aufgabe frei machen zu können. Worin diese konkrete Aufgabe bestehen mag, hier muss ich ihnen eine Gegenfrage stellen: Wohin geht der Zug ihres Herzens und welche Möglichkeiten gibt es noch für sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen? „Sie sollen ihr Leben möglichst teuer verkaufen und ihr Lebensweg soll Schönstatt nicht umsonst gekreuzt haben.“

So schreibt Kentenich also an Reinisch und bestärkt ihn, da quasi seinen Entschluss festzuhalten und in Treue seinen Weg -seiner Überzeugung- zu folgen.

Was ich feststelle in der Schönstatt Bewegung, gerade in der jungen Generation, trifft Reinisch auf ein großes Interesse. Die jungen Leute orientieren sich an ihm, vor allem sind sie begeistert von seiner Konsequenz, von seiner Treue, seinem Entschluss gegenüber, von der Geradlinigkeit, mit der er seinen Weg geht.

Und was für uns, für die Schönstattbewegung von Bedeutung ist, wenn wir auf Reinisch schauen: Reinisch war auf der einen Seite ganz Schönstätter, auf der anderen Seite ganz Pallottiner; und er ist sozusagen wie eine lebendige Brücke, ein Zeichen der Verbundenheit zwischen unseren Gemeinschaften: Schönstättern und Pallottinern. Und von daher kann er sicher auch heute helfen, dass das Miteinander zwischen den pallotinischen Gemeinschaften und den schönstättischen Gemeinschaften fruchtbar wird für die Kirche.

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