Schwester M. Emilie, eine Inspiration für unsere Zeit

Vanessa Franke

Schwester M. Susan Fendel lebt in Metternich, Deutschland, in dem Haus, in dem die ehrwürdige Schwester M. Emilie Engel lebte. Eine ihrer Aufgaben ist es, Pilgergruppen zu den historischen Stätten des Hauses zu begleiten und sie mit Schwester M. Emilie bekanntzumachen.

Am Todestag von Schwester M. Emilie erzählt uns Schwester M. Susan von ihr und was sie uns heute zu sagen hat.

Sr. M. Susann Fendel

Am 20. November gedenken wir des Todestages von Schwester M. Emilie. Was würde Schwester M. Emilie den Menschen von heute sagen, in einer Welt, in der Krieg und so viele Probleme herrschen?

Sie war eine Tochter des Vorsehungsglaubens, was bedeutet, dass ihr Glaube an die göttliche Vorsehung stark war. Vielleicht würde sie uns auch daran erinnern, dass wir Menschen Gott hinter allem sehen und ihn fragen müssen, was Er in dieser Situation will.

Mit anderen Worten: Der Gott der Vorsehung will uns als Mitarbeiter, er will, dass wir dazu beitragen, dass diese Welt, in der ich oder wir leben, gut, besser, liebevoller und friedlicher wird. Und wenn ich das tue, dann bin ich ein Vorbild für andere, die das auch tun sollten. Jeder sollte tun, was er kann, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen: friedlicher, liebevoller und gottgefälliger.

Wie würden Sie Schwester M. Emilie als Erzieherin beschreiben?

Sie war eine liebevolle Mutter, auch als Lehrerin. Als sie noch keine Marienschwester war, kümmerte sie sich um die Kinder, die sie in der Schule hatte, und das waren oft Kinder aus armen Verhältnissen – sozial benachteiligt – wo die Eltern im Bergbau arbeiteten, der Vater arbeitete im Bergbau, die Mutter war oft krank, und sie kümmerte sich um sie. Sie sagte zum Beispiel, sie liebte die Ärmsten am wärmsten. Dorthin gab sie die meiste Liebe. Denn sie hat auch gemerkt, dass sie sie brauchen. Und der liebe Gott liebt mich: Ja, dann habe ich auch die Aufgabe, die Menschen zu lieben.

Etwas, das mir gerade eingefallen ist. Hier [in Metternich] kamen in der Nachkriegszeit Menschen, die ein Zimmer wollten, die hier wohnen wollten oder einfach etwas zu essen wollten, weil es eine sehr arme Zeit war. Und wir selbst, als Gemeinschaft, waren sehr arm. Es wird erzählt, dass einmal eine Familie darum bat, hier bleiben zu dürfen, aber die Schwestern hatten kein Zimmer frei und so mussten sie wieder gehen. Schwester M. Emilie hörte davon und sagte, das könne nicht sein. Sie fand heraus, wo sie waren, und gab ihnen Geld, damit sie wenigstens ihre Unterkunft bezahlen konnten. Das ist ein Beispiel.

Das andere ist hier unten passiert: Da war die Küche, und die Schwester in der Küche wurde gebeten, den armen Leuten etwas zu geben, und sie hat das oft hier auf der Treppe gemacht. Dann sagte Schwester M. Emilie: „Was du den Armen gibst, ist nie verloren. Du wirst es tausendfach zurückbekommen.“

Wenn Sie Schwester M. Emilie in einem Satz charakterisieren könnten, wie würde er lauten?

Ich spucke mal größere Töne. Schwester M. Emilie verkörpert das Menschenbild, das christliche Menschenbild, das unser Gründer, Pater Kentenich der Welt und der Kirche geben wollte: einen innerlich gelösten Menschen, der sich aus innerer Freiheit ganz Gott hingibt und seinen Willen erfüllt.

Sie repräsentiert den neuen Menschen in der neuen Gemeinschaft. Neuer Mensch, das heißt von innen heraus, unabhängig, aber das will ich. Ich tue es nicht, weil ich es muss, sondern weil ich es will. Wenn Sie – wie ich es immer mit den Besuchern dieses Raumes mache – Schwester M. Emilie als Kind betrachten und dann Schwester M. Emilie als reife Frau, können Sie dann einen Vergleich heranziehen? Und die meisten Leute tun das sehr schnell. Sie sagen: „Oh, als Kind wirkt sie sehr ernst und streng und als Jugendliche ängstlich, ja, und dann kurz vor ihrem Tod, frei, offen.“ Ein Mensch, der unter innerem Druck steht, wird ein freier Mensch, ein neuer Mensch, der von innen heraus will.

Das hat sie von Pater Kentenich gelernt. Ja, dort hat sie gelernt, dass Gott kein strenger Richter ist, wie sie als Kind dachte, wie sie es in der damaligen Zeit sah: Gott ist der Richter, er straft, ich muss alles tun, um ihm zu gefallen.

Für sie war diese Angst keine Angst mehr „Ich kann dies (oder jenes) nicht tun“, sondern sie fragte sich: „Wie kann ich Gott glücklich machen, wie kann ich ihm gefallen!“

Als Erwachsene, als Schülerin unseres Gründers, Pater Kentenich, lernte sie, dass Gott nicht nur ein strenger Richter ist, sondern ein liebender Vater. Und als Kind kann ich mich immer an den liebenden Vater wenden. Ich kann ihm sagen, wenn ich etwas falsch gemacht habe, und ich habe den Mut, neu anzufangen.

Übersetzung: Vanessa Franke
Lektorat: Hildegard Kaiser

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