„Urbi et Orbi“: Fast wie früher, vor Corona
Jesus wurde in eine menschliche Familie hineingeboren, die ihn prägte – wie wir das alle in der einen oder anderen Form erlebt haben. Das Fest der biblischen Familie feiert die katholische Kirche an diesem Sonntag. Es bietet Gelegenheit, an das grundlegende Lebenswissen und Urvertrauen, an die Zuwendung und Liebe zu erinnern, die in Familien möglich sind, aber auch an die Konflikte und Schwierigkeiten – damit Familie besser gestaltet und unterstützt werden kann.
Familie als Schule von Humanität
Die Päpste kamen und Papst Franziskus kommt immer wieder auf die Familie zu sprechen. In liturgischen Texten wird am Tag der Heiligen Familie dafür gebetet, dass auch unsere Familien „in Frömmigkeit und Eintracht leben und einander in der Liebe verbunden bleiben“ (Tagesgebet), dass Gott sie in seiner Gnade und seinem Frieden erhalte (Gabengebet) und dass „wir das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen“ (Schlussgebet). „Die Familie ist eine Art Schule reich entfalteter Humanität“, hielt das zweite Vatikanische Konzil fest (GS 52).
Schon im Mittelalter ist eine Verehrung der Familie Jesu zu beobachten. Papst Leo XIII. nahm das Fest, das zunächst nur in einigen Diözesen und Ordensgemeinschaften gefeiert wurde, 1893 in den Römischen Generalkalender auf. Der spätere Papst Benedikt XV. führte es 1920 als Fest für die gesamte lateinische Kirche ein und legte den ersten Sonntag nach der Epiphanie als Termin fest. Den heutigen Termin erhielt das Fest erst mit der Kalenderreform von 1969; fortan wird es in der Weihnachtsoktav – also den acht Tagen, die mit Weihnachten am 25. Dezember beginnen und mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria an Neujahr enden – am Sonntag gefeiert.
Besonderheit in diesem Jahr
Eine Besonderheit in diesem Jahr am 26. Dezember: Weil der Zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Sonntag fällt, verdrängt das Fest der Heiligen Familie – liturgisch gesehen – in diesem Jahr vielerorts das Fest des christlichen Märtyrers Stephanus, dem sonst am 26. Dezember gedacht wird. Das hat mit der Rangordnung des Kirchenjahres zu tun, laut der Herrenfeste – also Feste, in denen die Heilsgeheimnisse Jesu das Jahr hindurch begangen werden – im Generalkalender über den Festen der Heiligen stehen.