Papst Franziskus feiert in Rom Festival der Familien

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„The beauty of family“: so lautete das Thema des Festivals zum Auftakt des Weltfamilientreffens. Es war eine Feier mit vielen Musikeinlagen und bewegenden Zeugnissen von Familien aus aller Welt. Darunter die Witwe des in der Demokratischen Republik Kongo ermordeten italienischen Botschafters Luca Attanasio, eine Muslima, die unter Tränen erzählte, wie sie mit ihrem christlichen Ehemann den Geist der Geschwisterlichkeit gelebt hat; eine Mutter, die mit ihrer Tochter aus der Ukraine fliehen musste und von einer römischen Familie mit sechs Kindern aufgenommen wurde – und der Enkel der Patrone des zehnten Weltfamilientreffens, Francesco Quattrochi. Auch Familien aus Kiew, die von der dramatischen Erfahrung des Krieges in der Ukraine berichteten, wurden zugeschaltet.

Musikalisch begleitet wurde die Feier von den Tenören der Gruppe „Il Volo“. Die drei jungen Männer waren mit ihren Eltern, Großeltern und Geschwistern gekommen und tauschten sich am Anfang des Festivals mit den Moderatoren über den Wert der Familie aus. Papst Franziskus, der ab 18.45 Uhr –  im Rollstuhl sitzend – mit dabei war, wurde von den anwesenden Familien mit Begeisterung empfangen.

Keine „perfekten, sondern ganz normale Familien“

Der Organisator des Großereignisses, Kardinal Kevin Farrell – Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben – stellte in seinem Grußwort an Papst Franziskus heraus, dass die vorgestellten Familien „nicht perfekt“ seien. „Es sind ganz normale Familien, die die typischen Schwierigkeiten und Leiden unserer Zeit durchleben: die Angst vor der Heirat in einer Gesellschaft, die sie davon abhält, sich „für immer“ zu binden; die Schwierigkeit, einander zu verzeihen in einer Welt, die zum Individualismus drängt; Krieg und der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen,“ brachte der Kardinal einige der Probleme auf den Punkt, vor denen heute viele Familien stehen.

Die Ehe, ein wunderbares Geschenk, das die Macht der göttlichen Liebe in sich trägt

Festiv

Die Zeugnisse der anwesenden Familien aufgreifend, zeigte ihnen Papst Franziskus in seiner Ansprache verschiedene Schritte auf, die sie auf dem Weg ihres Glaubenslebens als Familie gehen sollten.

Die Ehe sei „ein wunderbares Geschenk, das die Macht der göttlichen Liebe in sich trägt: stark, dauerhaft, treu, fähig, sich nach jedem Scheitern oder jeder Schwäche zu erholen,“ so Franziskus. Man heirate nicht, weil es die Kirche so sage, sondern „weil man die Ehe auf die Liebe Christi gründen will, die felsenfest ist. In der Ehe schenkt Christus sich euch, damit ihr die Kraft habt, euch einander zu schenken. Also nur Mut, das Familienleben ist keine unmögliche Aufgabe!“, so sein Rat an ein Paar, das von den Schwierigkeiten auf dem Weg zum „Jawort“ berichtet hatte.

Teil des Lebens eines jeden Menschen und einer jeden Familie sei aber auch das Kreuz, so Franziskus weiter. Und hier könne beispielsweise die Prüfung der Krankheit helfen, „nach oben zu schauen und nicht Gefangene des Schmerzes zu bleiben, sondern sich für etwas Größeres zu öffnen: die geheimnisvollen Ratschlüsse Gottes, die Ewigkeit, den Himmel.“

Die Bedeutung der Vergebung

Dem Paar, das von der Krise in seiner Ehe berichtet hatte, riet Franziskus, „einen Schritt weiter hin zur Vergebung zu tun“: „Niemand wünscht sich eine „kurzlebige“ oder „befristete“ Liebe. Und ist es ein großes Leiden, wenn menschliche Fehler, Nachlässigkeiten und Sünden das Scheitern einer Ehe hervorrufen. Aber selbst inmitten des Sturms sieht Gott, was in unserem Herzen vorgeht,“ betonte der Papst und stellte fest: „Die Vergebung heilt jede Wunde, sie ist ein Geschenk, das aus der Gnade fließt, mit der Christus das Paar und die ganze Familie erfüllt, wenn man ihn handeln lässt, wenn man sich ihm zuwendet.“

Die Dynamik der Aufnahme

Als weiteren wichtiger Aspekt der Familie ging Franziskus auf die Aufnahme ein: „In der Familie gibt es eine Dynamik der Aufnahme, denn zuallererst haben sich die Ehepartner gegenseitig angenommen, indem sie an ihrem Hochzeitstag zueinander sagten: „Ich nehme dich an“. Und als sie dann Kinder zur Welt gebracht haben, haben sie das Leben neuer Geschöpfe angenommen. Und während in anonymen Umfeldern die Schwächeren oft verschmäht werden, ist es in der Familie hingegen selbstverständlich, sie aufzunehmen: ein behindertes Kind, ein pflegebedürftiger älterer Mensch, ein Verwandter in Schwierigkeiten, der niemanden hat … Eine Gesellschaft ohne aufnahmewillige Familien würde kalt und unerträglich werden!“

Abschließend bat Papst Franziskus die Anwesenden noch, sich folgende Frage zu stellen:

„Welches ist das Wort, das der Herr durch unser Leben zu den Menschen sprechen will, denen wir begegnen? Welchen „Schritt weiter“ verlangt er heute von unserer Familie? Hört auf ihn. Lasst euch von ihm umgestalten, damit auch ihr die Welt umgestalten und sie zu einem „Zuhause“ für diejenigen machen könnt, die der Aufnahme bedürfen, für diejenigen, die es nötig haben, Christus zu begegnen und geliebt zu werden. Wir müssen mit dem Blick zum Himmel leben: wie die seligen Maria und Luigi Beltrame Quattrocchi zu ihren Kindern zu sagen pflegten, den Mühen und Freuden des Lebens „immer vom Dach aus mit dem Blick nach oben“ zu begegnen.

 

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