Am 21. August 2023 jährt sich der Todestag von Pater Franz Reinisch SAC zum 81. Mal. Seine Entscheidung, den Fahneneid auf Hitler zu verweigern traf er aus der Überzeugung heraus, dass es zwischen dem Glauben an Jesus Christus und der Ideologie der Nazis nur ein „Entweder – Oder“ geben kann, auch wenn ihn das sein Leben kosten würde, das macht Pater Heribert Niederschlag in einem Interview mit Schoenstatt International deutlich.
Wie läuft der Seligsprechungsprozess von Pater Reinisch?
Der Seligsprechungsprozess für P. Reinisch wird in Rom weitergeführt. Was zunächst wichtig ist, ist die Vorbereitung einer Positio (eine wissenschaftliche Dokumentation über Leben, Wirken und Sterben Franz Reinischs unter besonderer Beachtung seines Tugendstrebens Anm. d. Red.), die der zuständige Relator erstellt und an weitere Kommissionen zur Beurteilung weitergibt. Die Positio wird zurzeit vorbereitet.
Wie sehen Sie die Beziehung der Menschen zu Franz Reinisch, gibt es Verehrer, ist sein Andenken noch lebendig?
Seit seinem Tod wird Reinisch verehrt, in den letzten Jahren sogar verstärkt. Vor allem sind es Mitglieder der Schönstatt-Bewegung, die für die Verbreitung des Andenkens an Franz Reinisch sorgen, aber auch die Pallottiner. Besonders freut mich, dass seine Verehrung auch in Südamerika stark verbreitet ist.
In Lateinamerika ist es üblich, dass die Jugend der Schönstatt-Bewegung mit Begeisterung die „Franz-Reinisch-Hymne“ singt. Sehen Sie diese Internationalität auch im Seligsprechungsprozess? Sind es eher Jugendliche, die sich vom Andenken Reinischs berühren lassen, oder Menschen jeden Alters?
P. Franz Reinisch hat Verehrer in jeder Generation. Ich freue mich, dass sich besonders Jugendliche zunehmend für ihn interessieren. Die Verehrung beschränkt sich nicht nur auf Südamerika, sondern ist auch vor allem dort präsent, wo Schönstätter und Pallottiner wirken (z. B. in Afrika und Asien).
Sie arbeiten seit mehreren Jahren an diesem Seligsprechungsprozess, was beeindruckt Sie am meisten an Reinischs Leben?
Mich beeindruckt besonders die spirituelle Entwicklung in den verschiedenen Stadien seines Entscheidungsprozesses. Sein politischer Instinkt hat ihn von vornherein vor den Nazis gewarnt. Ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer schloss er jede Kooperation mit den Nazis aus. Zwischen Christen und Nazis kann es nur ein „Entweder – Oder“ geben, nicht ein „Sowohl – Als auch“. Seine Analyse sollte sich von Jahr zu Jahr mehr bestätigen. Die klare Sicht, dass ihm die Entscheidung zur Verweigerung des Fahneneids auf Hitler seinen Kopf kosten könne, hat ihn nicht daran gehindert, ihr treu zu bleiben. Diese innere eindeutige Klarheit seines Lebensweges beeindruckt mich tief und bestätigt sich in seinem Leben, dass man Gott mehr gehorchen solle als den Menschen.
Was hat Franz Reinisch Ihrer Meinung nach den Menschen von heute zu vermitteln?
Vor allem in Europa beobachten wir eine rückläufiges Wissen um unseren Glauben und eine abnehmende Wertschätzung des kirchlichen Lebens. Reinisch hat mit seinem Lebenszeugnis deutlich gemacht, wozu der Glaube herausfordert und wozu er auch fähig ist. Er schreibt im Gefängnis, dass er in Berlin, von wo aus die Fackel des Hasses und des Todes in die Welt geschleudert wurde, er für seine Zeitgenossen und für spätere Generationen zur „Fackel der Liebe und des Friedens“ werden wolle. Nur so können wir auf eine menschlichere Welt hoffen.
Gedenkfeier zum 81. Todestag von Pater Franz Reinisch
Das Franz-Reinisch-Forum lädt am Sonntag, 20. August 2023, um 19:30 Uhr Verehrerinnen und Verehrer zu einer Gedenkfeier für Franz Reinisch ans Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar, ein. Eine tiefe Beziehung zur Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt ließ ihn in der Gnadenkapelle in Schönstatt einen Ort der Beheimatung und Geborgenheit finden. Reinisch, der einzige Priester, der den Fahneneid auf Hitler verweigert hat, wurde am 21. August 1942 in Brandenburg-Görden enthauptet. Der diözesane Teil des Seligsprechungsprozesses für P. Franz Reinisch wurde im Jahr 2019 abgeschlossen und die Akten dem Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom übergeben.