Seit Freitagabend waren um die 350 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem deutschen Sprachraum – nach der Corona-Pandemie erstmals wieder in Präsenz – rund um das Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar, versammelt. Mit dem Motto „WEunite – heute Leben wagen“ hat die NdH ein Zeichen gesetzt für mehr Miteinander in Kirche und Gesellschaft und für die Kraft, die im „WIR“ liegt.
Das Ungewisse liebend umarmen
Im Gottesdienst, den Pater Lothar Herter, Wallfahrtsleiter am internationalen Wallfahrtsort Schönstatt zusammen mit sechs Mitbrüdern konzelebrierte, motivierte Pater Felix Geyer bezugnehmend auf die Lesungen des Tages in seiner Predigt die jungen Zuhörenden, in Zeiten der Ungewissheit mehr „Unsicherheitskompetenz“ zu wagen. Gerade in diesen Zeiten seien alle aufgefordert, sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten einzubringen, wie es Paulus im Brief an die Römer (Röm 12,6) ausdrücke und sich wirklich auseinander zu setzen. Dabei gehe es jedoch nicht um Polarisierung, sondern um das „Lernen von Neugier und Staunen über die radikale Verschiedenheit des anderen“. Papst Franziskus spreche im Zusammenhang mit der Unsicherheitskompetenz davon „das Ungewisse liebend zu umarmen“.
Nicht Gebet und Abwarten, sondern tun, was möglich ist
Die Radikalität der Nachfolge, wie sie das Evangelium des Tages (Lk 14, 25-33) nahelege, sei nach seiner Ansicht ein Hinweis darauf, dass die Welt und das Weltliche der Lieblingsort Gottes ist. Das verändere die Perspektive grundlegend: „Gott ruft uns nicht aus dieser Welt heraus, sondern mitten in sie hinein“, so der Schönstatt-Pater. „Wenn wir uns ganz investieren in Gemeinschaft, dann sind wir lebendiger Gottesdienst.“ Um das Neue, das Leben in Christus wahrzunehmen, müsse man sich – so radikal wie im Evangelium von „Verlassen von Vater und Mutter“ die Rede sei –, ganz auf das Neue einlassen. In Zeiten der Herausforderungen – sei es im persönlichen Leben die Frage nach Berufs- oder Studienwahl, sei es die Klimakrise, oder die Frage, ob das Engagement für irgendetwas, auch in Schönstatt, überhaupt etwas bringe und Sinn mache – gehe es um Aufrichtigkeit und Authentizität und darum, als Mensch alles Menschenmögliche zu tun, was man kann. „Gott ruft uns nicht zu beten und abzuwarten, sondern er ruft uns, zu tun, was wir können.“
Geyer wünschte den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass es ihnen im Alltag immer mehr zu lernen gelinge, „das Neue in jedem Moment liebend zu umarmen und die Radikalität des Lieblingsortes Gottes ernst zu nehmen, denn: Der Lieblingsort Gottes, das sind wir, das ist die Welt, auf genau die Weise, wie sie funktioniert.“
Abendprogramm „Licht und Schatten“
Nach einem bunten und vielfältigen Programm am Samstagnachmittag mit Workshop-Angeboten im kreativen, sportlichen und spirituellen Bereich, mit der Möglichkeit sich in Gesprächskreisen zu Klima, Kirche oder Schönstatt auszutauschen, oder einfach anderen zu begegnen und zu chillen, folgten am Abend als Höhepunkte der Nacht des Heiligtums sowohl das Abendprogramm „Licht und Schatten“ und schließlich die Liebesbündnisnacht. Wegen eines Gewitters mit kurzem, heftigen Regen musste das Open-Air-Abendprogramm um 30 Minuten verschoben werden. Die einfallsreichen, kreativen und geistreichen Beiträge aus den Bereichen Musik, Schauspiel und Comedy, wurden vom Technikteam qualitativ hochwertig mit Lichteffekten, sehr gutem Ton und Videozuspielung in Szene gesetzt. Zum Anschluss spielte die eigens für diese NdH gegründete Musikband „7 for HEAVEN“ (Instagram: @7forheaven_ndh), die insgesamt sehr gute Musik machte, ein Madley aller Motto-Lieder der Nacht des Heiligtums seit dem Jahr 2006.
Lichterweg und Liebesbündniserneuerung
Die Liebesbündnisnacht begann direkt im Anschluss mit einem Lichterweg, der von vier verschiedenen Orten aus startete und schließlich am Urheiligtum endete. Unterwegs gab es viel Ruhe und die Möglichkeit, sich mit der eignen Lebenssituation, dem persönlichen Glauben und den Zweifeln zu beschäftigen. In der beeindruckenden Feier am Urheiligtum, die unterstützt von guter Musik und trotz langer Dauer ein sehr konzentriertes, meditatives und stimmungsvolles Erlebnis war, konnten die Jugendlichen einen „Liebesbündnisbrief“ schreiben und diesen nach der Erneuerung des Liebesbündnisses und nach einer stillen Anbetungszeit vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, der Gottesmutter Maria im Urheiligtum in ein verschlossenes Plexiglasheiligtum übergeben.
Nachtanbetung und Nachtkultur
Wer wollte, hatte die ganze Nacht hindurch noch die Möglichkeit, im Urheiligtum vor dem ausgesetzten Allerheiligsten eine ganz persönliche Zeit mit Gott zu verbringen. Bis 3.30 Uhr hatte die „Nachtkultur“ geöffnet, die zur Begegnung, zum Austausch und zum Tanzen einlud. Mit dem „rHeinisch-pub“, dem „Waffelbüdchen“, der „Schwarzwald-Mary“ und dem „Bayernzelt“ waren bewährte Anbieter in Aktion, die zu einem unvergesslichen NdH-Erlebnis dazu gehören.
Quelle: Schönstatt.de – Titelfoto: Brehm