„Des Ostens Kirchen lasst uns helfen einen“

Schwester Mariana Hermann

Durch den derzeitigen Krieg Russlands gegen die Ukraine sind die Länder Osteuropas in unser Blickfeld gerückt. Für Papst Johannes Paul II., der selbst aus Polen stammte, sind diese Länder für die Zukunft der Kirche von großer Bedeutung. Er sprach davon, dass das christliche Europa auf „zwei Lungenflügeln“ atmen müsse, nämlich dem römisch-lateinischen (katholischen) und dem slawisch-byzantinischen (orthodoxen). Auch unser Gründer, Pater Josef Kentenich, hielt es für möglich, dass die slawischen Völker in Zukunft entscheidend zur Erneuerung unserer Kirche beitragen könnten. Die große Aufgeschlossenheit der Mithäftlinge aus osteuropäischen Ländern in Dachau führte ihn zu der Überzeugung, dass Schönstatt in diesem Sinne eine besondere Sendung hat. Mit den orthodoxen Christen verbindet uns vor allem die große Liebe zur Gottesmutter. Darin sieht Pater Kentenich das große Mittel, um beide Kirchen zur Einheit zu führen. Was können wir in dieser Richtung tun? In diesem Beitrag möchte ich Ihnen etwas vom Leben der kleinen Schönstattfamilie in Serbien berichten.

Ostens Kirchen
Marienikone-Basilika des heiligen Sava in Belgrad_ Foto M Hermann

Schönstatt in Serbien

Serbien ist ein orthodoxes Land. Die Katholiken, meist Kroaten oder Ungarn, sind eine kleine Minderheit und leben größtenteils in der Vojvodina, die im Westen an Kroatien und im Norden an Ungarn grenzt.

Auch die Schönstattfamilie ist dementsprechend klein. Sie entstand durch die Bemühungen der deutschen Bundesschwester Hedwig Maria Weinzierl, die von 1980 bis 2006 in der Pfarrei Ruma arbeitete. Sie führte viele zum Liebesbündnis und setzte sich für die Verbreitung der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter ein. Heute gibt es knapp 20 Pilgerheiligtumskreise und je eine Gruppe der Schönstattbewegung Frauen und Mütter in Beška und in der historischen Stadt Sremska Mitrovica.

Die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren verstärkten das Erlebnis der Vereinzelung und brachten das Leben der Schönstattfamilie fast zum Erliegen.

10 Jahre MTA-Bildstock in Beška

Das Jubiläum des Pfarrei-Heiligtums in Beška war deshalb ein willkommener Anlass, um ein Gemeinschaftserlebnis zu schaffen und die kleine Schar der Schönstätter mit neuer Freude und Zuversicht zu erfüllen. Es wurde am 19.11.2022 begangen. Obwohl das regnerische Novemberwetter an diesem Tag nicht gerade einladend war, ließen es sich einige Schönstätter aus den umliegenden Orten und sogar aus dem benachbarten Kroatien nicht nehmen, an diesem Ereignis teilzunehmen.

10 Jahre Bildstock in Beška_Foto M Hermann

Wir begannen es mit einer Feierstunde und einer Anbetungszeit in der kleinen Pfarrkirche, die der heiligen Theresia von Lisieux geweiht ist. Dann zogen wir in Prozession in den Pfarrhof zum Bildstöckchen und brachten der MTA im Krug unsere Beiträge zum Gnadenkapital mit. Wegen des Regens mussten sie in einiger Entfernung unter einer Überdachung verbrannt werden, was aber der Freude keinen Abbruch tat.

Beška-Neuaussendung der Pilgerheiligtümer_Foto M Hermann

Während der anschließenden hl. Messe, der Ortspfarrer Božidar Lusavec vorstand, schloss eine Frau das Liebesbündnis mit der MTA, und zum Abschluss wurden die mitgebrachten Pilgerheiligtümer gesegnet und neu ausgesandt.

Jeder und jede Einzelne ist wichtig

In Ruma, wo die MTA ihren Platz in der Sakristei der Pfarrkirche gefunden hat, hatten bereits am 6. Mai 2022 zwei Frauen das Liebesbündnis geschlossen.

Liebesbündnis in Ruma_Foto M Mikolaci

In Zemun bei Belgrad trafen wir eine Frau aus Surčin, die sich sofort für die Pilgernde Gottesmutter begeistern ließ und nun in ihrer Pfarrei einen Kreis organisieren möchte. In der Hauptstadt Belgrad selbst, wo es in der Pfarre des hl. Antonius bereits einen Pilgerheiligtumskreis gibt und ich das Projekt nochmals vorstellen konnte, zeigte eine junge Regisseurin großes Interesse für Schönstatt.

Obwohl es nur einzelne jüngere Leute sind, die sich für unsere Bewegung interessieren, schenkt dies Hoffnung für die Zukunft Schönstatts in Serbien, denn, wie unser Gründer sagte:

„Durch selbstlosen Dienst an Einzelnen ist Schönstatt geworden; auf demselben Wege muss es weiter wachsen.“

Alle sollen eins sein

Meine November-Reise zu den Schönstättern in Serbien beendete ich mit einem Besuch in der wunderschön ausgestalteten orthodoxen Kathedrale des hl. Sava in Belgrad.

Basilika des heiligen Sava in Belgrad_Foto M Hermann

Am Grab des Patriarchen Irenej, der in der Krypta bestattet ist, baten wir ihn um seine Fürprache für die Einheit zwischen orthodoxer und katholischer Kirche, damit sich die Sehnsucht Jesu erfülle:

Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. (Joh 17,21)

Möge die MTA auch Schönstatt als Werkzeug benutzen, um mitzuhelfen, dass Europa in Frieden und Einheit „auf zwei Lungenflügeln“ atmen kann:

„Des Ostens Kirchen lasst uns helfen einen,

dass Friedenssonnen in der Welt erscheinen.“ (J. Kentenich, Hirtenspiegel 5029)

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