Die Welt scheint sich in diesen Tagen besonders schnell zu bewegen. Gewichtige Veränderungen sind im Gange oder stehen bevor. In den USA ist Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen. Seitdem macht er immer wieder deutlich, wie er auf internationaler Bühne zu agieren gedenkt: durch Provokation und das Infragestellen bestehender Ordnungen. Österreich wartet nach der Mehrheit für die rechtspopulistische FPÖ noch immer auf das Zustandekommen einer Regierungskoalition. Hier in Deutschland wird in wenigen Tagen ein neuer Bundestag gewählt. Der nach den Anschlägen von Magdeburg, Aschaffenburg und zuletzt München vor allem vom Thema Migration geprägte Wahlkampf wurde emotional geführt. Erstmals kam im deutschen Bundestag eine gemeinsame Mehrheit mit der AfD zustande. Über dem noch jungen Jahr 2025 stehen also viele Fragezeichen.
„Die Weltlage macht mir richtig Angst“, sagte vor kurzem eine Frau bei einem Treffen. Zustimmung von verschiedenen Seiten. Offenbar war durch diese Aussage ein Nerv getroffen. Eine gewisse Erleichterung war zu spüren, dass die Sorge, die sich nicht nur in der Seele dieser Frau breitgemacht hatte, ausgesprochen wurde und so einen Namen bekam.
Doch im weiteren Verlauf des Gesprächs blieb es nicht allein beim Teilen von Angst und Sorgen. Leise, fast unmerklich gesellte sich eine Zuversicht dazu und setzte sich mit an den Tisch. Es entstand ein Austausch, der von einer großen Ernsthaftigkeit geprägt war. Schließlich die Erkenntnis: Wir stehen nicht ohne Halt auf schwankendem Boden. Wir haben bei aller Unsicherheit gute Gründe, Vertrauen in die Zukunft zu haben.
Ist das nicht interessant? Zuversicht ist eine Haltung, die gerade dann in den Blick kommt, wenn sie angefragt ist. Das ist ähnlich wie mit dem Licht, das seine Wirkung besonders entfaltet, wenn es von Dunkelheit umgeben ist.
„Pilger der Hoffnung“ hat Papst Franziskus das in der katholischen Kirche begangene Heilige Jahr überschrieben. Mir scheint, dass damit etwas gegriffen ist, was in unserer Zeit liegt. Pilgern ist etwas Aktives. Es bedeutet, sich auf den Weg zu machen und suchend unterwegs zu sein. Hoffnung ist nicht einfach da, sie muss immer wieder aufgespürt und erobert werden. Der Aufruf, Pilger der Hoffnung zu sein, trägt die Botschaft in sich: Es lohnt sich aufzubrechen!
Dabei ist Hoffnung nicht als etwas Banales zu verstehen. Es heißt nicht, die berechtigten Sorgen beiseitezuschieben und die Augen vor der Realität zu verschließen. Genauso heißt Hoffnung nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: In seinen Äußerungen zu Beginn des Heiligen Jahres macht der Papst deutlich, dass die Haltung der Hoffnung auch eine politische Dimension hat. Es geht darum, sich einzusetzen für eine neue Vision für die Menschen und die ganze Erde, im Großen wie im Kleinen.
Dafür steht unter anderem der – biblisch inspirierte – Aufruf des Papstes zum Schuldenerlass: „Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, Maßnahmen zum Erlass der Auslandsschulden zu ergreifen und dabei die Existenz von ökologischen Schulden zwischen Nord und Süd anzuerkennen.“ (Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2025) Auch die nicht nachlassenden Aufrufe des Papstes zum Frieden in der Welt können als Ausdruck aktiven Hoffens verstanden werden.
So begebe ich mich gerne als Pilger der Hoffnung und als Kundschafter neuer Anfänge auf den Weg. Sind Sie dabei?
P. Frank Riedel, München
Schönstatt-Pater
Quelle: basis-online.net