Pater Busse beginnt seine Erzählung mit einem Hinweis auf die Popgruppe ABBA, die 1982 einen Song namens „Cassandra“ veröffentlicht haben, der auf die griechische Mythologie zurückgreift. Kassandra hatte die Gabe der Weissagung und hatte die Trojaner vor der List des Odysseus gewarnt. Sie hörten aber nicht auf, sie und ihr Leben endete als Sklavin, wo sie dann letztlich auch erdolcht wurde: „Im Lied wird das Schicksal der Kassandra aus der Sicht eines Trojaners beschrieben, der sich bei ihr entschuldigt, dass er ihren Weissagungen nicht geglaubt hat. Eine Passage des Liedtextes lautet: „Entschuldige Kassandra, dass ich dir nicht glaubte, dass du wirklich die Kraft der Weissagung hattest. Ich sah es nur als einen erfundenen Traum an.“ Auf YouTube haben dieses Lied über 2 ½ Millionen User angeklickt. Mal davon abgesehen, dass die Gruppe 1982 schon Kultstatus und eine internationale Fangemeinde hatte, verblüfft es doch, dass diese Thematik ein solch starkes Echo ausgelöst hat.
Pater Busse bringt dann einen Vergleich von Kassandra zu Pater Kentenich: „Muss sich Pater Kentenich nicht vorgekommen sein wie Kassandra, als er in Bellavista sein Antwortschreiben auf die Trierer Bischöfliche Visitation Schönstatts verfasste? Wenn wir den Text auf uns wirken lassen, dann wird klar, Pater Kentenich ist nicht irgendwie naiv in ein Fettnäpfchen getreten, sondern er war sich des Risikos seines Schritts voll bewusst.“
Pater Busse weiter: „Wenn Pater Kentenich auf den Visitationsbericht des Bischofs wohlwollend reagiert hätte und gesagt hätte: Gut die paar kritischen Anfragen, die können wir einfach übergehen, dann wäre aber sozusagen das Besondere Schönstatts auf dem Altar der Harmonie geopfert worden. Er sagt ja dann auch später einmal sinngemäß, als ihm der Vorwurf gemacht worden war, er sei zu provozierend, er sei zu frech gegenüber den Autoritäten damals gewesen: Wenn es mir nur um Schönstatt gegangen wäre, hätte er sich mit dem Ergebnis abfinden können, aber in den kritischen Anfragen des Weihbischofs sähe er das Problem des mechanistischen Denkens, das die Vitalität der Kirche bedroht.“
Aus heutiger Sicht möchte Pater Busse die Tragik der Kassandrarufe Pater Kentenichs aus dem Jahr 1949 würdigen: „Wie stünde die Kirche in Deutschland heute da, wenn die Verantwortlichen damals die dringend empfohlenen Akzentverlagerung in der Seelsorge aufgegriffen hätten.“