Die Aufnahme Marias in den Himmel. Und der Himmel brach aus in Gesang…

Schw. M. Daniele Peters

Und der Himmel brach aus in Gesang

„Und der Himmel brach aus in Gesang;

die Engel stimmten vor Freude mit ein.

Die Schöpfung schwieg vor Ehrfurcht,

denn Gott hat dich heimgerufen!“ (1)

Dieser Refrain eines beliebten Schönstattliedes erinnert an eine Predigt aus der ersten Hälfte des siebten Jahrhunderts, die das Verständnis der palästinensischen Kirche über das Ende des irdischen Lebens Mariens bezeugt. Dort lesen wir: „Die Aufnahme des Leibes der Heiligen, …, geschah am fünfzehnten August, das ist der sechste Tag des Monats Mesore. Und es herrschte Freude im Himmel und auf Erden, als die Engel den Hymnus anstimmten, während die Menschen die Mutter des Himmelskönigs priesen, die selbst das Menschengeschlecht verherrlicht hatte.“ (2)

Huldigung an die Magd des Herrn

Es ist daher passend, dass sich heute, am 15. August, wieder Himmel und Erde vereinen, um die Magd des Herrn zu ehren, deren irdische Pilgerreise in ihrer Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele ihren Höhepunkt fand.  Denn wie könnte ihr Leib, in dem „das Wort Fleisch geworden ist“ dem Verfall des Grabes ausgesetzt sein?

Doch die Mariendogmen preisen nicht nur die Privilegien der Gottesmutter. Der Gründer Schönstatts betrachtete es als ein pädagogisches Ereignis, dass die beiden Dogmen von der Unbefleckten Empfängnis und der Himmelfahrt in unserer Zeit formuliert und verkündet wurden. (3)  Er betonte, dass sie „ein ganzes Gefüge katholischer Wahrheiten“ (4)  vermitteln, insbesondere über das gottgewollte Menschenbild. (5)  1941, neun Jahre vor der feierlichen Verkündigung des Dogmas von der Assumpta, erklärte Pater Kentenich, dass wir in ihr, die mit Leib und Seele im Himmel ist,  das Ideal des vollkommen erlösten Menschen, ehren. (6)

Was sagt uns das Dogma?

La Asunción

„“Was sagt uns das Dogma von der … leiblichen Aufnahme der Mutter Gottes in den Himmel?“ Diese Frage richtete der Gründer Schönstatts an die Delegierten der Oktoberwoche 1950, zwei Wochen vor der feierlichen Verkündigung des Dogmas.

Die Antwort, die er damals gab, ist auch heute noch gültig: Wie bei Maria ist „jeder Leib … von Gott dazu bestimmt und berufen, Christus zu tragen; dazu berufen, einmal wie der Schoss der Gottesmutter teilzunehmen an der Verklärung, der Herrlichkeit des Himmels… Offenbar sind die hier gezeichneten  Wahrheiten heute so stark gefährdet, dass der Herrgott das Mittel der Dogmatisierung  anwenden muss.“ (7)

Vielleicht ist das der Grund, warum Pius XII. das Dogma der Himmelfahrt am 1. November 1950, dem Hochfest Allerheiligen, verkündet hat und nicht am 15. August. Die Himmelfahrt Mariens ist die göttliche Zusage der Unsterblichkeit für alle Menschen. Sie unterstreicht die Einheit von Leib und Seele, ihre jeweilige Würde und Erfüllung, von der wir im Glaubensbekenntnis sprechen. Als eschatologische Ikone (KKK 972) ist Maria „die Verwirklichung des Ideals einer menschlich vervollkommneten Persönlichkeit“ (8) und damit all derer, die nach Werktagsheiligkeit streben.

Im Spiegel der Assumpta

Im Spiegel der Assumpta lernen wir wichtige Prinzipien der ars vivendi und moriendi.  Pater Kentenich fasst sie in drei Imperativen zusammen:

1. Sorge dafür, dass dein Tod wie bei Maria ein Tod der Liebe und der Sehnsucht sein wird!
2. Vergiss nicht die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge!
3. Erinnere dich an deine Verherrlichung im Himmel! (9)

Wir wissen, dass Maria im Himmel ihren heilbringenden Auftrag nicht aufgegeben hat, sondern in ihrer mütterlichen Liebe für alle sorgt, die noch auf der Pilgerschaft sind. (10) Als unsere Mutter und Erzieherin hilft sie uns von ihren Heiligtümern aus, „wandelnde und handelnde Abbilder Mariens“ (11) zu werden, damit sie uns am Ende unseres Lebens für den Himmel, unsere wahre Heimat, gebären  kann. Dort erkennen wir vollends unser Persönliches Ideal als Ebenbild Gottes, das all unsere Hoffnungen und Bemühungen auf unserem Weg zum Himmel bestimmt hat!

In diesem Geist, mit Ehrfurcht und Dankbarkeit für Gottes freigebige Liebe, (12) stimmen wir ein in den Gesang der Engel mit der fünften Strophe des oben genannten Liedes:

„In Schönstatt lebst du in unserm kleinen Paradies;

es ist unser Himmel, mit dir im Heiligtum zu sein.

Unsere Sehnsucht nach dem Himmel wird hier immer größer,

denn dafür hat Gott uns geschaffen.“

 

(1)  Maria Apac, And the Heavens … Rockport, Texas, 1979.

(2) Theoteknos, Bishop of Livias, „On the Dormition,“ in Brian Daley, S. J., On the Dormition of Mary: Early Patristic Homilies (Crestwood, NY: St. Vladimir’s Seminary Press, 1998), 74. Diese Homilie wurde 1955 im Katharinenkloster auf Berg Sinai entdeckt.

(3) Cf. Oktober Woche 1950, 26f., 31.

(4) Ibid, 100.

(5)  Cf. Marianisch-priesterliche Lebensweisheit. Priesterexerzitien. August 1933, 41.

(6) Der Marianische Priester. Priesterexerzitien 1941. Manuskript 172S, hier 15.

(7) Oktoberwoche 1950, 113.

(8) Menschheitsschuld im Lichte der Immaculata. 8. Dezember 1929. Manuskript, 5. Cf. Aus dem Glauben Leben 1962-65, X, 136.

(9) Der Marianische Priester, 1941, 102. Cf. Himmelwärts, Komplet

(10) Vgl. Vatikanum II. Dogmatische Konstitution Lumen gentium, November 21, 1964, 62.

(11) Marianische Werkzeugsfrömmigkeit. Schönstatt 1974.

(12) Vgl. Pius XII, Apostolische Konstitution zur Verlautbarung des Dogmas der Assumpta: Munificentissimus Deus – Der unübertrefflichste Gott, 1. November 1950.

 

 

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