Vier Sonntage vor Weihnachten lädt uns die Liturgie der Kirche ein, das Kommen des Herrn vorzubereiten. Es ist Advent in unseren Kirchen, in unseren Häusern, in unseren Herzen. Die brennenden Kerzen und Lichter künden das nahe Kommen des Erlösers an. In diese Zeit fällt auch immer das liturgische Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Marias, und was wie ein Zufall erscheinen mag, könnte in den Plänen der Vorsehung eine tiefere Bedeutung haben.
Bereits im Artikel zu diesem Fest brachte ich zum Ausdruck, dass wir in Schönstatt oft von „Immakulatageist” sprechen (Lesen Sie hier weiter). Damit meinen wir, dass die Gnade, die Maria empfangen hat – aufgrund ihrer Stellung als Mutter Jesu einzigartig – gleichsam die Kraft hat, eine Atmosphäre zu schaffen, in der wir lieben lernen können. Der unaufhaltsame Impuls, der diesen Geist hervorbringt und pflegt, ist die Sehnsucht. Deshalb ist auch die Weihnachtszeit zugleich Zeit für die Pflege des Immakulatageistes. Weihnacht weckt in uns die Sehnsucht, wieder lieben zu lernen, wie Christus uns liebt.
Sehnsucht in Worten Pater Kentenichs
Heute Morgen, während ich eine Aufgabe erledigte, hörte ich eine Predigt von Pater Kentenich, in der er über die Sehnsucht sprach. Einige Gedanken aus der Predigt haben mich inspiriert, andere sind mir nicht in Erinnerung geblieben. Aber über die Worte hinaus vernahm ich den engagierten und warmen Ton, in dem er sprach, als einen Teil seiner Botschaft. Die Predigt wurde gehalten am 23. Dezember 1962 in Milwaukee (USA) und ist im Band V der Reihe „Aus dem Glauben leben” erschienen. Einige Gedanken davon:
„Idealbild der Sehnsucht. Es fällt uns nicht schwer, uns zu vergegenwärtigen, davon überzeugt zu sein, dass die Gottesmutter die Sehnsucht … nach Erlösung, nach dem erlösten Menschen in einzigartiger Weise in sich verkörpert hat. … Die Gottesmutter steht vor uns, ja vor den Toren des Advents ward ja ihr Bild gezeichnet als das Bild der Immaculata, will heißen, als das wundersame Bild des voll- und vorerlösten Menschen.“

Sehnsucht – Das Herz für Christus aufräumen
In seiner Predigt lädt uns unser Gründer zunächst ein, die Liturgie zur „Lehrmeisterin unseres Lebens, auch des inneren Lebens“ zu machen. Im Advent hilft sie uns dazu, dass „die Sehnsuchtsaffekte, die sie in unserer Seele wecken möchte, immer stärker, immer inniger, immer dringender werden“.
Jedoch wissen wir alle aus Erfahrung, dass ein Herz, das mit destruktiven Affekten wie Groll, oder wie der Weigerung, neu anzufangen, belastet ist, keinen Platz für Sehnsucht nach wahrer Liebe hat. Ohne inneren „Raum“, ohne den Versuch, uns von unserem Ballast zu befreien, wird es echt schwer, sich nach Christus zu sehnen.
Pater Kentenich dazu: „Wie viele Unfreiheiten haben wir und wie tief deswegen die Sehnsucht ist, Weihnachten sollte der Heiland kommen und uns innerlich frei machen … Wie viel tiefe Sehnsucht, wie viel schluchzende Sehnsucht, wie viel wehmütige Sehnsucht klingt hier wider!“ Es ist nun so, fragt sich J. Kentenich, „dass wenigstens in der älteren Generation noch etwas, wenn auch nicht viel, von dieser Sehnsucht lebendig ist? … Steckt denn in unserer Jugend noch irgendetwas von dieser Sehnsucht, erlöst zu werden – erlöst von seelischer Unfreiheit, erlöst von Versklavung ins Irdische, erlöst von Sünde und Schande und Makel.“
Wie Maria, Lichtzeichen werden
„Und was will die Erlösungsgnade aus uns machen? Ja langsam, langsam nach dem Bilde der lieben Gottesmutter in ein helles, strahlendes Lichtzeichen uns umwandeln.“
In der Weihnachtszeit lädt unser Gründer, wieder auf Maria zu schauen, die „gleich am Anfang der Adventszeit als ein Idealbild vor Augen gestellt wird: als ein Idealbild der Sehnsucht und als ein Idealbild der Verwirklichung dieser Sehnsucht“.
„Da steht sie – ja, wie soll ich das kurz darstellen? – als ein einzigartiges Lichtzeichen der Erlösung. … Und wir werden uns dann bewusst: Es ist Eigenart des Lichtes: Wo es wirksam ist, da wandelt es um sich herum alles in Licht. Das Bild der lieben Gottesmutter soll vor allem vor unserer Jugend aufstrahlen, damit sie Licht vom Licht werde, damit sie Lichtzeichen für ihre Umgebung werde, ob es sich um Jugend des männlichen oder des weiblichen Geschlechts handelt. Es werde Licht! – Und wer soll uns zu einem solchen Lichtzeichen machen? Das ist die Erlösungsgnade; die Erlösungsgnade, die wir an Weihnachten in ganz hervorragender Weise für uns, für unsere Gemeinde und für die ganze Christenheit, für die ganze … Welt erwarten.“
Ja, die Predigt unseres Gründers brachte mir zum Nachdenken: Der Geist von Weihnachten, der sich in der Sehnsucht unseres Herzens nach dem Erlöser ausdrückt, ist ein unaufhaltsamer Impuls für den Immakulatageist, den wir in die Welt tragen wollen, um Lichtzeichen dort zu sein, wo wir stehen. Möge uns allen in dieser Weihnachtszeit diese Gnade geschenkt werden!


