Mit diesem Wort bezog er sich auf die erstaunliche Geschichte Schönstatts in Luxemburg, die bereits in den 1930er Jahren begann, sich lange kaum entwickelte, mit dem Projekt der Pilgernden Gottesmutter aber in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung nahm. In über 140 Pilgerkreisen besuchen Jesus und seine Mutter Maria im Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt monatlich Menschen im flächenmäßig kleinen Land Luxemburg. Bei der Feier des Schönstatt-Tages, mit dem die internationale Schönstatt-Bewegung jährlich ihres Gründungstages gedenkt, gab es mit Luxemburg in diesem Jahr erstmals ein Partnerland.
Der isolierte Christ wird ein Vogel für die Katze der Säkularisierung werden
Der Schönstatt-Tag 2022 begann am Vormittag mit einer international gestalteten heiligen Messe in der Pilgerkirche, in der Schwester M. Tabea Platzer und Kandidatinnen der Schönstätter Marienschwestern Liedern und Texten in französischer Sprache einen besonderen Platz einräumten. Als größte Gruppe unter den etwa 250 anwesenden Pilgern konnte Wallfahrtsleiter Pater Lothar Herter eine Gruppe aus Luxemburg begrüßen.
Weihbischof Leo Wagener aus der Erzdiözese Luxemburg stand der Eucharistiefeier vor. In seiner Predigt griff er das Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung in Deutschland „miteinander Gott hören“ auf. Es gehe offenbar nicht nur darum als Einzelne Gott zu hören, sondern als Gemeinschaft. Es sei Tatsache, dass Christsein in Zukunft nur im gelebten Miteinander möglich sein werde. „Der isolierte Christ wird ein Vogel für die Katze der Säkularisierung werden“, so der Weihbischof. Jedoch sei miteinander Gott hören anspruchsvoller, „weil es nur geht, wenn jeder für sich selbst zuvor ein Gott Hörender ist.“ Je weniger der Einzelne ein Hörender sei, desto schwieriger werde das gemeinschaftliche Hören auf Gott.
Maria, ein Beispiel für das Hören auf Gott
Das miteinander auf Gott hören stehe auch im Mittelpunkt des weltweiten synodalen Prozesses, den Papst Franziskus angestoßen und unlängst bis in den Oktober 2024 hinein verlängert habe. Wo dieser Prozess hinführe, das scheine ihm derzeit noch unklar, so Wegener. Eines jedoch sei sicher: „Der Prozess wird in einem Debakel enden, wenn wir meinen, die Richtung müsste von denen vorgegeben werden, die am lautesten schreien. Der Weg der Kirche kann sich nur erschließen aus dem gemeinschaftlichen Hören auf Gott.“ Ansonsten mutiere der Weg der Kirche zu „einer Kampfarena von gegensätzlichen Positionierungen“.
Um zu lernen, wie auf Gott hören gehe, lohne sich ein Blick auf Maria. „Maria spricht wenig und hört viel zu“, so Weihbischof Leo. Maria sei eine Hörende, „weil sie von sich selbst loskommt.“ Sie hänge nicht an sich selbst, sondern am Herrn. „Sie entledigt sich aller Ichbezogenheit und sagt in völliger Freiheit: Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Auf diese Weise sei sie eine Lehrmeisterin für das „miteinander Gott hören“ und auf Gottes Willen eingehen.
Schönstatt in Luxemburg – Maria geht weite Wege
Zum weiteren Programm des Schönstatt-Tages gehörte am Nachmittag ein Alternativprogramm. Zur Auswahl standen ein Gespräch über das Liebesbündnis, eine Meditation im Urheiligtum, die Möglichkeit zum Empfang des Einzelsegens, ein gestaltetes Rosenkranzgebet, ein Beichtangebot und eine Schönstattmeile auf dem Platz beim Pilgerhaus.
Im Mittelpunkt der Bündnisstunde stand die Begegnung mit Schönstatt in Luxemburg. Es ist der Religionslehrer Aloys Dühr, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Kontakt zum Schönstattgründer Pater Josef Kentenich bekommt und die Spiritualität und Pädagogik Schönstatts kennenlernt. Seine persönlichen Erfahrungen im Heiligtum der Gottesmutter von Schönstatt bewegen ihn, in seinem Heimatort Diekirch in Luxemburg eine Marienkapelle zu bauen, die 1938, kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges, eingeweiht wurde.
Während des Weltkrieges wird die Kapelle Zufluchtsort vieler leidgeprüfter Mütter, die ihre Kinder „hergeben“ müssen oder sogar verlieren. Nach dem Weltkrieg übernehmen eine Haushaltshilfe von Aloys Dühr und später eine weitere Frau die Verantwortung für die Kapelle. Wirkliches Schönstatt-Leben entwickelt sich nicht und ab dem Jahr 2000 übernehmen die Schwestern von der Hl. Elisabeth die Verantwortung für die Kapelle. Ebenfalls im Jahr 2000 gab es erste Kontakte des Projektes Pilgerheiligtum nach Luxemburg jedoch „erst Jahre später, ab November 2011, findet die Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt erneut einen Weg nach Luxemburg“, so Schwester M. Isabel Machado in einem eingespielten Video-Zeugnis. Etwa 1.000 Haushalte sind aktuell durch den regelmäßigen Besuch der pilgernden Gottesmutter von Schönstatt miteinander verbunden. Für diese Entwicklung wurde auf dem Prozessionsweg zum Urheiligtum gedankt.
Eine Oase schaffen, und jeder kann es
Bei der Feier der Erneuerung des Liebesbündnisses wurde dann die ganze angespannte Weltlage mit Krieg und Klimakrise, Pandemieauswirkungen, Einsamkeit, Ängsten und Unsicherheiten in das Gebet hineingenommen und Maria im Heiligtum übergeben. Das Hoffnungswort Pater Kentenichs am Abschluss der Feier wurde für viele zu einem Wort der Ermutigung:
„Weg mit diesem Pessimismus … Wie das müde macht! Weg deswegen auch mit dieser Kleingeisterei und Engstirnigkeit! Sie ist nicht am Platz gegenüber den Zeitnöten und der Zeitenwende. Wir müssen eine Oase schaffen, und jeder kann es!“