Pater Elmar Busse erzählt im letzten Abschnitt von einer sehr persönlichen Erfahrung und versucht diese mit den Anschuldigungen an Pater Kentenich abzugleichen: „Ich bin seit fünf Jahren als Hausgeistlicher in einem Frauenkloster. Dort war eine Schwester, die vor einem Jahr dann mit über 80 Jahren gestorben ist, die litt an Verfolgungswahn. Für das ganze Kloster war das sehr schwierig.“
Auch Pater Busse selbst wurde Opfer ihrer psychischen Erkrankung. Wenn sie ihm am Gang begegnete, bekam er den Vorwurf zu hören: „Ja, Sie sind vom Satan besessen!“ oder „Weiche von mir Satan!“ In ihren Augen sah es so aus: „Die anderen sind die Bösen, ich bin das arme Opfer.“
Nach diesem Erlebnis sagt Pater Busse:
„Mir ist bewusst geworden, wenn ich mir vorstelle – als Gedankenexperiment – nach 70 Jahren würde eine Archivarin nach Limburg fahren und dann die Akten im Ordensreferat durchblättern und dann diese ganzen Anschuldigungen lesen – ohne Hintergrundinformationen – dann wäre ich ein Monster und die jeweiligen Verantwortlichen auch unmögliche Sklavenhalter.“
Pater Busse will damit keinesfalls sagen, dass es keinen echten Missbrauch mit echten Opfern gibt: „Natürlich weiß ich, dass bei vielen Formen von sexuellem Missbrauch es mit zur Täterstrategie gehört, dass sie die Opfer einschüchtern, dass sie die als verrückt erklären. Das will ich damit niemals in Frage stellen.“
Einmal ist Pater Busse im öffentlichen Raum nach einer Sonntagsmesse lautstark von dieser Schwester beschimpft worden. Das war eine sehr prägende Erfahrung: „Wenn einen jemand beschimpft, auch wenn man weiß, dass die Person krank ist, gleitet das nicht einfach so von einem ab. Da standen nichtsahnende Kinder daneben, die das nicht einordnen konnten. Im Kloster wusste ja jeder: Die Frau ist krank, aber im Dorf war das nicht so bekannt.“
Zur Causa Kentenich sagt Pater Busse:
„Gerade auf dem Gebiet des sexuellen Missbrauchs sind Täter meist Wiederholungstäter und das fehlt bei Kentenich. Bei ihm handelt es sich um Einzelfälle, da sind immer wieder andere Vorwürfe. Das passt alles nicht in ein Täterprofil.“