Die Immaculata, ein Zeichen der Hoffnung

Sr. M. Marcia Vinje

Vor mehr als zweitausend Jahren erwartete die Gottesmutter mit großer Liebe und Sehnsucht die Ankunft unseres Herrn. Sie konzentrierte alle Fähigkeiten ihres Verstandes und ihres Herzens ganz auf den, „der kommen sollte”. Der ewige Vater hatte sie begünstigt und ausgestattet, damit sie zur Mutter seines Sohnes werden konnte. Sie war als reines Kind ganz Gott geweiht, die sich ihm vom ersten Augenblick ihres Lebens ganz hingegeben hatte.

Was für ein Geschenk und welche Gnade Maria empfing, dass sie in dem Moment, als ihr Leben begann, vom Göttlichen umhüllt war, einem winzigen Samenkorn, das heranwachsen würde, um das Leben der Welt zu tragen. Was für ein Geheimnis wir hier betrachten, dass die Mutter von ihrem Sohn gerettet wurde, noch bevor sie geboren wurde. Welche Freude strahlte sie als Kind aus, weil sie von der Quelle wahrer Freude erfüllt war, ihrem Gott selbst. Der Legende nach tanzte sie, als sie als kleines Mädchen zum Tempel gebracht wurde, vor Freude darüber, dass sie demjenigen so nahe sein durfte, der ihr Herz erobert hatte. Anders als wir konnte sie ständig in Gottes Gegenwart sein, denn sie trug sein Leben in ihrer Seele, rein und unberührt.

Maria muss gespürt haben, dass sie anders war als andere junge Frauen, irgendwie berufen und auserwählt für etwas, das sie nicht kannte. Sie blieb wachsam und bereit für den Moment, in dem Gott ihr offenbaren würde, wie sie dem kommenden Messias dienen könnte. Ihre Sehnsucht, sich dem göttlichen Plan hinzugeben, wurde immer stärker.

Dann erschien ein Engel. Gabriel begrüßte Maria als „voll der Gnade“ und „hochbegnadet“. In der Kunst wird der Engel oft dargestellt, wie er vor Maria kniet – ein Engel, der einem Menschen huldigt und damit die Ordnung der Schöpfung umkehrt. Diese Magd des Herrn war zugleich die Königin der gesamten Schöpfung. Als sie mit ihrer Heilsmission konfrontiert wurde, gab sie ihrem freien „Ja“ zu der Bitte, Mutter Gottes zu werden. Dies war nur möglich, weil sie die Unbefleckte war, der einzige Mensch, der sich nie von Gottes Wegen abgewandt hatte.

Maria: ein Vorbild der Reinheit für unsere Zeit

Wir hatten nicht das Privileg, wie Maria „unbefleckt“ geboren zu werden, aber wir versuchen, ihr ähnlich zu sein. Der Weg zur Reinheit beginnt mit einer aufrichtigen Beziehung zu Gott: mit Einfachheit beten, um Erleuchtung zu bitten, um zu erkennen, was gereinigt werden muss, und alles, was uns belastet, verwirrt oder in die Irre führt, vertrauensvoll abgeben. Reinheit entsteht, wenn wir Gott erlauben, unsere Ängste zu reinigen, unsere Wunden zu heilen und unsere Zuneigungen zu ordnen.

Reinheit wächst aus täglichen Entscheidungen. So wie Maria ein wachsames und aufmerksames Herz kultivierte, kann jeder Mensch lernen, das auszuwählen, was Geist und Herz nährt: Gesten der Freundlichkeit, wahrhaftige Worte, gesunde Beziehungen und eine Haltung der Demut. Reinheit ist keine unerreichbare Perfektion, sondern ein Weg zur Kohärenz und zum inneren Frieden.

Wenn wir auf die Unbefleckte Jungfrau blicken, erkennen wir, dass die christliche Hoffnung keine abstrakte Idee ist, sondern eine lebendige Gegenwart, die uns begleitet. Maria geht mit uns, führt uns immer näher zu Christus und zeigt uns, dass Heiligkeit ein realer, zugänglicher und alltäglicher Weg ist. Ihre Reinheit entfernt uns nicht von ihr, sondern zieht uns an: Sie weckt in uns den Wunsch, neu anzufangen, wieder zu vertrauen, Gott alles neu machen zu lassen. Die Feier der Unbefleckten Empfängnis bedeutet daher, die Gewissheit zu erneuern, dass wir nicht allein gehen – Gott wirkt in der Geschichte, und Maria ist sein leuchtendstes Zeichen für diese Liebe, die uns niemals aufgibt.

Lasst uns gemeinsam beten

Ave Maria, Immaculata, du bist das Meisterwerk des dreifaltigen Gottes, die schönste Frucht der Erlösung. Du wurdest auserwählt und vom Rest der Menschheit getrennt, um die makellose Mutter unseres Herrn und Erlösers, das Licht unserer Hoffnung, zu werden. Gott Vater hat dich mit der Fülle aller geschaffenen Schönheit gesegnet und zu seinem Kind erwählt. Dem fleischgewordenen Wort durftest du Mutter und Gefährtin in seinem Werk sein. Als Gefäß des Heiligen Geistes strahlte deine Seele das Göttliche aus und verwandelte die Welt um dich herum. Sei unser Licht. Sei unsere Hoffnung.

Übersetzung: Sr. M. Lourdes Macías
Lektorat: Hildegard Kaiser

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