Wie jedes Jahr am 14. September feiert unsere Schönstattfamilie zusammen mit der Kirche die Kreuzerhöhung, den Vorabend eines weiteren österlichen Jubiläums unseres Gründers, Pater Josef Kentenich. An diesem Fest erinnern wir uns daran, dass am 14. September 630 die Kreuzreliquie nach Jerusalem zurückgebracht wurde, die 320 von der heiligen Helena gefunden und 614 von den Persern aus dem Heiligen Grab geraubt worden war.
Auch wir wollen unseren Blick auf den Gekreuzigten richten und im Kreuz einige Grundzüge des Christusbildes unseres Vaters und Gründers entdecken.
Ich lebte noch nicht, als das Kreuz der Einheit erfunden wurde. Ich hatte die Gabe, mit einigen der Protagonisten dieser Geschichte in Kontakt zu treten, und ich möchte mit meinen Worten wiedergeben, was ich zusammen mit anderen aus dieser Zeit gehört habe.
Kurze Geschichte des Einheitskreuzes
Die Weihe der ersten jungen chilenischen Männer, die sich für das Priestertum in der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres entschieden haben, stand bevor. Als Zeichen der Dankbarkeit für ihre Wahl und für die Geschichte, die der Herr und die Gottesmutter mit ihnen gemacht hatten, wollten sie ihnen ein Geschenk machen. Zuerst dachten sie an eine Krone, doch nach einem Vortrag von Pater August Ziegler über das Christusbild Pater Josef Kentenichs entschieden sie sich für ein Kreuz. Der erste chilenische Priester sollte es zum Heiligtum in Bellavista bringen.
Die Schönstattfamilie rund um das Heiligtum in Bellavista erlebte eine Zeit großer Spannungen. Was die Jugendlichen als einen kleinen Vorgeschmack auf das Paradies erlebt hatten, weil sie eine familiäre Atmosphäre erlebten, war zerbrochen. Zeitweise verbot die chilenische Bischofskonferenz sogar die Gründung neuer Gruppen in der Schönstattbewegung, weil es sich um die Zeit des Exils des Gründers handelte.
Angesichts dieser Situation reagierten verschiedene Personen und Gemeinschaften mit einem ernsthaften Nachdenken über die Beiträge zum Gnadenkapital. Es ist ungerecht, nur einige wenige Personen zu nennen, aber sie haben eine wichtige Rolle gespielt, unter ihnen Sr. M. Theophila, Mario Hiriart, Pater Hernán Alessandri usw.
Einer der Seminaristen betrat das Zimmer eines Priesters in Santa Maria, Brasilien, und sah dort eine Maria Laach-Majolika mit Maria am Kreuz; er zeigte sie dem damaligen Seminaristen Angel Vicente, der Bildhauer war, und er machte sich an die Arbeit.
Bild von Christus
Man könnte sagen, dass das Christusbild unseres Vaters und Gründers das Christusbild der Bindungen ist: Es zeigt uns die Beziehung Jesu zu Gott, dem Vater, zu den Menschen, zur Sendung, zu Maria und zu sich selbst. Pater August Ziegler sprach, als er ihnen das Christusbild Pater Josef Kentenichs vorstellte, vom patrozentrischen, brüderlichen, apostolischen, marianischen und priesterlichen Christus.
Der patrozentrische Christus: dargestellt durch das „Auge des Vaters“ an der Spitze des Kreuzes. Es soll zum Ausdruck bringen, dass Jesus nur den Willen des Vaters tun will, dass er nur Momente der Ausschließlichkeit mit ihm haben will, um nur das zu sagen, zu erkennen und zu tun, was der Vater will, wann er es will und wie er es will.
Der brüderliche Christus: Der Christus des Kreuzes der Einheit ist kein toter Christus, er ist lebendig, mit offenen Armen für die Menschheit, wo jeder von uns seinen Platz hat. Es ist der Jesus, der für jeden von uns da ist und der in den Augen Mariens in einem tiefen Dialog mit der Menschheit steht.
Der apostolische Christus kommt in der offenen Seite zum Ausdruck, aus der Blut und Wasser fließen. Diese apostolische Dimension wird noch deutlicher im roten Hintergrund des Kreuzes, wo Blut und Heiliger Geist gewissermaßen den Hintergrund der Selbsthingabe Jesu bilden. Der Geist drängt ihn, dem Willen des Vaters zu folgen und sein Leben für uns alle hinzugeben.
Der marianische Christus: Das ist vielleicht eines der Merkmale, das unsere Aufmerksamkeit am meisten fesselt. Die Gottesmutter ist an der Seite des Herrn, wie sie es vom ersten Augenblick an war. Die Anwesenheit Mariens bei der Verkündigung drückt aus, dass Jesus Gott ist, denn seine Empfängnis war das Werk des Heiligen Geistes. Ihre Gegenwart am Kreuz drückt aus, dass Jesus Mensch ist, ein Mensch, der wie wir stirbt. In seinem Fall, indem er sich aus Liebe zum Vater und zu uns hingibt. Diese „marianische Farbe“ soll unser ganzes Leben prägen.
Der priesterliche Christus: Wir dürfen nicht vergessen, dass die jungen Männer, die damals ihre Sehnsucht und die Sehnsucht Pater Kentenichs formten, zum Priestertum berufen waren. Sie wollten sich in den Kelch hineingeben, in die Hände der Gottesmutter, um den Herrn und sein Opfer dorthin zu tragen, wohin sie gesandt werden wollten. Im Kelch des ursprünglichen Einheitskreuzes befindet sich eine Schale mit einer Perle des Rosenkranzes von Schwester M. Theophila. In den schwierigen Zeiten, die die Schönstattfamilie in Bellavista durchlebte, bat Schwester M. Theophila die Jugendlichen, alles für die Einheit zu geben. Dieser Wunsch und diese Bitte prägten sie, nicht nur, weil es ihr Herz berührte, sondern auch, weil sie ihnen sagte, dass sie ihr Leben dafür geben würde.
Das Wunder der Einheit
Das Wunder der Einheit geschah auf unerwartete Weise, als am 24. Dezember 1960 der erste geweihte chilenische Priester, Pater Humberto Andwanter, zum ersten Mal im Heiligtum von Bellavista die heilige Messe feierte, die Messe der Hirten. Ich hörte einen der Anwesenden sagen, dass das, was er in diesem Moment erlebte, wie das Anzünden eines Kamins in einem eiskalten Raum war, und dass die Wärme der Familie die Barrieren, die bis zu diesem Moment in der Familie bestanden hatten, zum Schmelzen brachte.
Indem wir den Christus der Bindung in die Mitte der Familie stellen, wird unser Leben geordnet. Die Liebe zu Gott, zu den Menschen, zu sich selbst und zur Sendung wird geordnet. Unsere Geschichte legt davon Zeugnis ab.
Übersetzung: Sr. M. Lourdes Macías
Lektorat: Hildegard Kaiser