Forschung, Tiefe und neue Erkenntnisse prägten den ersten Tag des internationalen Kongresses „Auf den Spuren des Pilgers: Über das Leben und Werk von Diakon João Luiz Pozzobon.“ Zu diesem akademischen Treffen kamen Forscher, Theologen, Studenten und Mitglieder der Schönstattbewegung in Santa Maria (Brasilien) an der Franziskanischen Universität zusammen.
An der Eröffnung am 9. September nahmen etwa 260 Teilnehmer aus 14 Ländern (Mexiko, Indien, Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Chile, Ecuador, Spanien, Paraguay, Puerto Rico, Portugal, Italien, USA und Deutschland) teil.

Begrüßungsworte
In seiner Eröffnungsrede erinnerte sich der Vorsitzende des internationalen Präsidiums der Schönstattbewegung, Pater Alexandre Awi Mello, bewegt an seine ersten Jahre als Diakon und Priester in Santa Maria: „Wir sind heute alle mit einem einzigen Wunsch hierhergekommen: den Spuren des ehrwürdigen Diakons João Luiz Pozzobon zu folgen, für sein fruchtbares Leben zu danken und sein Werk zu vertiefen, das Kirche und Gesellschaft bis heute inspiriert und verändert.“
Die Vizerektorin der Franziskanischen Universität, Solange Fagan, erinnerte in ihrer Begrüßungsrede an ihre Erfahrungen mit João Pozzobon. Als Schulleiterin hatte sie ihn vor einigen Jahren zusammen mit den Kindern zum Rosenkranzgebet empfangen.


Auch Monsignore Melchor Sánchez, der als Berichterstatter für die Causa Pozzobon als Erster mit dem Prozess im Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Kontakt kam, war aus Rom angereist, um an diesem Kongress teilzunehmen. Er erklärte, er sei begeistert, die Orte kennenzulernen, an denen Pozzobon gelebt habe.
Der Erzbischof von Santa Maria, Leomar Brustolin, war der Letzte, der die Anwesenden begrüßte. Er erinnerte an die Anfänge des Pozzobon-Prozesses. Er erwähnte, dass er beeindruckt sei, wie bekannt Pozzobon weltweit sei: „Der bekannteste Einwohner von Santa Maria weltweit.“
An der Veranstaltung nahmen außerdem der Bürgermeister von Santa Maria, Rodrigo Decimo, der stellvertretende Bürgermeister von Restinga Seca (RS), Tarcizo Bolzan, die Rektorin der Bundesuniversität von Santa Maria, Martha Adaime, sowie die Assistentin der Generalleitung der Schönstätter Marienschwestern, Sr. M. Ana Teresa Rückauer, teil.
Pozzobon und die Dokumente der Kirche

Erzbischof Leomar Brustolin leitete die Eröffnungskonferenz zum Thema „Ekklesiologischer Kontext: Diakon João Luiz Pozzobon, das Zweite Vatikanische Konzil und die Kirche im Aufbruch“.
Laut Erzbischof Brustolin war João Pozzobon mit seiner Arbeit den Inhalten der Dokumente von Medellín und Aparecida voraus, insbesondere durch sein Engagement für die Armen und die zentrale Stellung, die er der Familie einräumte. Auch den Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils kam er in vielerlei Hinsicht zuvor.
Erzbischof Brustolin hob die Bedeutung der Volksfrömmigkeit hervor und betonte, dass João sie in die Praxis umgesetzt habe. „Man kann keine ‚Schalterpastoral‘ mehr machen. Pastoral bedeutet, auf andere zuzugehen, dorthin zu gehen, wo die Menschen sind, und ihnen Jesus Christus zu bringen“, erklärte der Erzbischof.
In Bezug auf die Berufung zum Diakonat führte er aus, dass die Weihe Pozzobons seine Laienmission nicht ersetze, sondern sakramental bestätige. Abschließend sagte er: „Man erkennt einen Baum an seinen Früchten. Das Leben von João Luiz Pozzobon ist eine lebendige Auslegung dieser Passage. Sein einfaches Dasein ist in Christus verwurzelt, und seine Mission hat Grenzen überschritten.“
Die Vergangenheit verstehen
Zwischen den Arbeitsphasen gab es Musik und regionale Kulturdarbietungen.


Im Anschluss vertiefte ein Workshop die lokale Geschichte sowie den historischen, sozialen und kulturellen Kontext von Joãos Leben.
Professorin Dr. Maria Medianeira Padoin beleuchtete die Religiosität der italienischen Einwanderer und deren Einfluss auf Joãos Werdegang, beginnend bei seinen Vorfahren.
Sie erklärte auch, dass die gesamte fotografische, dokumentarische und historische Aufzeichnung der Causa Pozzobon von Wissenschaftlern der Universität Santa Maria erstellt wurde.
Professorin Dr. Marta Rosa Borin stellte den historischen und religiösen Kontext der Stadt Santa Maria vor. Sie hob die religiösen Spannungen im Laufe der Geschichte der Gemeinde hervor, insbesondere diejenigen zwischen Protestanten und Freimaurern einerseits und dem katholischen Glauben andererseits. Dies waren einige der Spannungen, die João als „starke Gegenwinde“ bezeichnete.
Spiritualität und Evangelisierungsarbeit


Am Nachmittag stellten die Forscher akademische Arbeiten aus verschiedenen Fachbereichen wie Kommunikation, Geografie, Architektur und Geschichte vor.
Im Anschluss befasste sich ein Workshop mit der „Spiritualität und dem evangelisierenden Wirken des Armen Pilgers“. Schwester Maria da Graça Sales Henriques vertiefte die Spiritualität Pozzobons und bekräftigte, dass „der Schlüssel das Gebet, der ständige Dialog mit Maria, ist“. In Bezug auf die trinitarische Dimension dieser Spiritualität führte sie aus, dass die Begegnung mit Maria im Heiligtum auch eine Begegnung mit Christus sei.
Pater Alexandre Awi Mello untersuchte anschließend das evangelisierende Wirken Pozzobons als einen Lebensstrom und zog Parallelen zum aktuellen Modell der Kirche. Er hob zehn Aspekte des Wirkens Pozzobons hervor, die der Vision von Papst Franziskus und Papst Leo XIV. nahekommen, darunter eine Kirche im Aufbruch, eine marianische Kirche, eine Kirche der Volksfrömmigkeit und Barmherzigkeit sowie eine synodale Kirche.
„Das evangelisierende Wirken von João Luiz Pozzobon offenbart einen Laien, der mit seiner Einfachheit und seinem tiefen Glauben viele Leitlinien und Sehnsüchte der heutigen Kirche vorweggenommen und verkörpert hat. Das Apostolat der Pilgernden Gottesmutter ist eine Lebensströmung, die sich aus dem aktuellen Lehramt nährt und unsere missionarische Kirche wiederum bereichert und mit Leben erfüllt“, fasste Pater Awi Mello zusammen.

Eine Herausforderung für alle
Den krönenden Abschluss des Tages bildete die heilige Messe in der Kathedrale Santa Maria. Sie wurde vom emeritierten Erzbischof Hélio A. Rubert geleitet und mit ihm konzelebrierten 19 Priester und vier Diakone. In seiner Predigt sprach Monsignore Hélio über João Pozzobon: „Ich habe die Einfachheit dieses Mannes Gottes kennengelernt und immer bewundert.“
Der Erzbischof, der für die Einleitung des Seligsprechungsprozesses verantwortlich war, appellierte an alle Anwesenden: „Wir müssen weiterhin zusammenhalten, viel beten und auch die Figur von João Pozzobon bekannt machen. Nehmen wir diese Herausforderung an?”

Der erste Tag des Kongresses endete mit neuen Erkenntnissen und Erwartungen für die Fortsetzung der Vertiefungsstudien.
Der indische Seminarist Jerosh Winson fasst seine Sicht auf die Aktivitäten des Tages zusammen: „Der Kongress lieferte sehr wertvolle Einblicke in das Leben, den kulturellen Kontext und den historischen Hintergrund des ehrwürdigen João Luiz Pozzobon. Besonders aufschlussreich waren die Vorträge von Dr. Maria Medianeira Padoin und Marta Rosa Borlin, in denen der Satz ‚Große Aufgaben werden auf zerbrechlichen Schultern getragen‘ (P. Kentenich) hervorgehoben wurde. In ihrem Vortrag mit dem Titel ‚Geh aus deinem Haus, trage Maria, verwandle die Welt‘ hob Marta Rosa Borlin die Mission hervor, die der ehrwürdige João Luiz Pozzobon verkörperte. Sein Leben ist ein Zeugnis für die verwandelnde Kraft des Glaubens und der Hingabe und macht ihn zu einem Vorbild der Heiligkeit für unsere Zeit. Die Konferenz war eine eindrucksvolle Erinnerung an sein bleibendes Vermächtnis, und ich bin dankbar für diese Erfahrung. Möge sein Beispiel uns inspirieren, unseren Glauben mutig und überzeugend zu leben.“
Übersetzung: Sr. M. Lourdes Macías
Lektorat: Hildegard Kaiser